"Gratuliere zur Matura deiner Tochter", das hört der Vater zuerst irritiert, dann gerne. Auch wenn er nicht viel zur schulischen Karriere beigetragen hat, mitgefiebert hat er auf jeden Fall. Ein Unter Uns von Josef Wallner.
Ausgabe: 2015/25, Matura
16.06.2015 - Josef Wallner
Unsere Tochter hat gerade maturiert. Neben den Gratulationen, die ihr galten, haben auch mich einige erreicht: „Gratuliere dir zur Matura der Tochter.“ In einer spontanen Reaktion habe ich natürlich sofort darauf verwiesen, dass ich nichts zu ihrer Matura beigetragen habe – erstens, weil ich wie im Fall von Mathematik dazu gar nicht in der Lage wäre, und weil ich auch sonst nicht in die schulische Karriere meiner Tochter eingebunden war. Mit Ausnahme von einigen verzwickten lateinischen Sätzen, an deren Übersetzung ich einige Male pro Schuljahr mitarbeiten durfte. Hie und da sogar an einer längeren Passage, was mir immer Spaß gemacht hat. Auch die vorwissenschaftliche Arbeit ist an mir vorübergegangen, erst zum Suchen der Tippfehler war meine Kompetenz wieder gefragt. Mein Beitrag zur Reifeprüfung der Tochter geht also gegen Null. – Oder doch nicht? Auch wenn jeder und jede selbst vor der Prüfungskommission bestehen muss, als Vater fiebert man schon mit. Gefühlsmäßig hat man ein bisschen mitmaturiert. Da steht einem nach geschaffter Prüfung der Tochter auch eine Gratulation zu, zumindest eine kleine. Wie auch immer: Sie hat einen Ausbildungs-Abschnitt abgeschlossen. Das ist ein Grund zur Freude für die ganze Familie. Und wir freuen uns sehr.