Nur mühsam ist der „Dialog für Österreich“ angelaufen. Die Vorstellungen der Bischöfe, wie die schweren Erschütterungen rund um Groer, Bischofsernennungen und Kirchenvolks-Begehren bewältigt werden sollen, gingen 1995 weit auseiander. Die Vorschläge der Pastoralkommission und der Katholischen Aktion, zur Krisenbewältigung ein „Kirchenforum“ einzuberufen, fanden zunächst keine Mehrheit. Erst ein Jahr später, im Herbst 1996, luden die Bischöfe zum „Dialog für Österreich“ ein. Das Konzept war sehr wage. Viele fürchteten eine Alibi-Aktion. Entsprechend müde war zunächst auch die Resonanz. Eine Reihe hervorragender Fachtagungen, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der zu Beginn dieses Jahres die Katholische Aktion und einige Bischöfe einen Ausweg aus der neu entflammten Kirchenkrise suchten, führten dazu, daß der Dialog „Tritt faßte“ (Aichern). Mehr als 1000 Eingaben erreichten das Dialogbüro. Viele davon waren getragen von einer großen Leidenschaft für die Kirche, aber auch vom Ruf nach Reformen. Das Arbeitsdokument, das im Auftrag der Bischöfe zum Delegiertentag vorgelegt wurde, zeigt in großer Offenheit, wohin die Reformwünsche gehen. „Nichts soll unter den Teppich gekehrt werden“ – dieses Versprechen von Bischof Weber wurde eingehalten. Eine gute Vorgabe!Bei der Delegiertenversammlung im Oktober wird sich zeigen, welche Reformprojekte mehrheitlich unterstützt werden. Einen Teil davon wird man im eigenen Haus umsetzen können, anderes wird nur gemeinsam mit der Weltkirche zu verwirklichen sein. Dazu ist Beharrlichkeit, Entschlossenheit und Rückgrat gefordert, auch von seiten der Bischöfe. Ihnen hat der Papst in Wien zugerufen „Gebt den Dialog nicht auf!“ Ein Appell, der für die Kirche in Österreich auch nach dem 26. Oktober zu gelten hat, der aber auch in Richtung Rom gelten muß, damit längst notwendige Reformen auf den Weg kommen.