... und zwar Anfang September. Der Bub namens Yong, das heißt „der Mutige“ hat uns in seine Schultasche blicken lassen. Alle Hefte waren feinsäuberlich mit Packpapier eingebunden, die chinesischen Schriftzeichen mit Bleistift geschrieben. Jeder Schüler muß nämlich mindestens 2000 von den insgesamt 50.000 Schriftzeichen lernen, daneben wird auch unser Alphabet gelernt. Der Bub wohnt in Chengdu, einer Partnerstadt von Linz. Sie hat 4 Millionen Einwohner. In China sitzen die Kinder jeden Tag bis zehn Uhr abends bei den Hausaufgaben. Chinesische Kinder sind durchwegs Einzelkinder, weil nur ein Kind pro Familie erlaubt ist. (In China leben nämlich laut Ansicht der Regierung schon zu viele Menschen.) Auf der einen Seite werden die Kinder daher von allen Verwandten sehr verwöhnt, auf der anderen Seite lastet ein enormer Druck auf ihnen, denn die Eltern haben hohe Erwartungen. Reichere geben zusätzlich viel Geld aus für Klavierstunden, Computerkurs und Fremdsprachenunterricht.15 Prozent der Menschen in China sind noch heute Analphabeten. Vor allem am Land, da wo sich die Armut festkrallt, glaubt man nach wie vor, daß Mädchen nicht in die Schule gehen brauchen. Und viele Kinder können deshalb nicht in die Schule gehen, weil sie als Zweit- oder Drittgeborene illegal leben – das ist schrecklich und bei uns gar nicht vorstellbar.