Über alle Fragen soll man reden können. So hieß es bei der Einladung der Bischöfe Österreichs zum „Dialog für Österreich“, der Ende Oktober seinen Höhepunkt erreichen soll.Der emeritierte Theologe Herbert Haag hat in der letzten Ausgabe der Kirchenzeitung im Rahmen der Reihe „Stolpersteine in der Bibel“ zur Frage Stellung genommen, ob die Kirche Ämter auch verändern kann. Seine Antwort hat unter Lesern teils heftigen Widerspruch erregt.Haag hält die kirchlichen Ämter für veränderbar. Im Grundtext, der dem Dialog für Österreich zugrundeliegt, sind eine Reihe von solchen Veränderungswünschen formuliert, dokumentiert ist freilich auch, was gegen solche Veränderungen ins Treffen geführt wird. Manche Wünsche stehen dabei klar gegen die bisherige Sicht und Praxis der Kirchenleitung, etwa bei der Thematik der Frauenpriesterweihe.Wenn die Kirchenzeitung die Thesen Professor Haags in einer Reihe, die bewußt umstrittene Kirchenthemen aufgreift, bringt, so nicht in der Absicht, der Kirche Schaden zuzufügen. Vielmehr geht es um eine Kernfrage im ganzen Dialog: Was soll in der Kirche Vorrang haben: Das Recht der Christengemeinden auf Eucharistie oder die Wahrung der derzeitigen Ämterregelung? Viele Probleme der Kirche heute können erst nach der Beantwortung dieser Frage gelöst werden.Wer den Dialog beendet bevor er richtig begonnen hat, tut der Kirche erst recht nichts Gutes.