An dem Tag, an dem der amerikanische Sondervermittler und der serbische Präsident ihre Verhandlungen über eine Lösung der Kosovokrise vorerst abgebrochen haben, denke ich an Kosova (wie der Kosovo auf albanisch heißt).An den Besuch in einer Schulklasse in Pristina erinnere ich mich, wenige Jahre ist es her. Junge Albaner haben über ihre Probleme mit der serbischen Macht berichtet. Ein Lehrer erzählte von seinen schweren Verletzungen, die ihm bei einem willkürlichen Übergriff serbischer Polizei zugefügt worden waren. Im Menschenrechtszentrum Bilder geschundener Albanern. Damals wurde unserer Gruppe klar, was kommen wird. Kein Volk erträgt solche Erniedrigung auf Dauer. Keine Mehrheit läßt sich ewig von der (mächtigen) Minderheit diktieren. Der bewundernswerte, jahrelang gewaltlose Widerstand der Albaner gegen die Serben, ließ sich nicht durchhalten: Bewaffnete Angriffe der UCK (Kosova-Befreiungsarmee) provozierten den Einmarsch großer serbischer Einheiten. Zerstörung, Massaker, Flüchtlingselend – derselbe Wahnsinn wie knapp zuvor in Bosnien.Alle Versuche, in Österreich bzw. in Westeuropa schon vor der Eskalation auf das Kosovo-Problem einzugehen, schlugen fehl. Erst die neuerlich zu erwartenden Flüchtlingskarawanen und die verzweifelte Drohung militanter Kosovo-Albaner, auch vor Anschlägen außerhalb ihres Landes nicht zurückzuschrecken, führten zu unmißverständlicher Sprache. Das diesbezügliche amerikanische Wörterbuch ist bekannt.– Ich denke an Kosova, aber auch an die kleinen, unbeteiligten Leute in Serbien…