„Am ersten Tag der Dialogversammlung war ich ziemlich bedrückt und erschlagen. Die Gespräche waren mühsam und das Licht am Ende des Tunnels kaum zu erkennen. Im Laufe der Plenarsitzungen habe ich immer stärker gefühlt: ich bin stolz auf diese Kirche, in der der aufrechte Gang, das offene Wort und das Ringen um Verständigung so konkret und überzeugend erfahrbar sind. Für mich war das ein Stück Pfingsten.“ Die das gesagt hat, war keine passionierte Schönwetterprophetin, sondern Ingrid Thurner vom Kirchenvolks-Begehren. Mit einer großen Mehrheit der Delegierten, aber auch mit vielen Bischöfen, ist sie der Meinung, daß dieser Dialog in der Sache selber aber auch in der Gesinnung von Salzburg weitergehen muß. Den Bischöfen wurde ein Strauß Blumen übergeben (Weber). Aber – auch die schönsten Rosen haben Dornen. Es wird ein Prüfstein für die Sinnhaftigkeit dieses Dialoges sein, wie die Bischöfe mit diesem Strauß umgehen. Werden sie bereit sein, jedes Votum ernst zu nehmen? Werden sie die Bitten dieser Versammlung mit Offenheit und Nachdruck in den Dialog mit Rom einbringen? Werden sie bereit sein, alles zu tun, daß dieser Dialog in der Seelsorge wirksam wird und so das Gesicht der Kirche verändert. Werden sie entschlossen für jene wenigen Bereiche, wo es gravierende theologische Differenzen gibt, Gesprächsrunden einrichten, wo sie gemeinsam mit Fachleuten und Betroffenen „in die Tiefe gehen“. Werden sie dafür eintreten, daß dieses „Experiment Dialog“, wie es der Papst nannte, ein Modell für das Handeln der Kirche wird. Und werden sie schließlich mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es darum geht, unterschiedliche Meinungen nicht auf dem öffentlichen Marktplatz sondern in der eigenen Familie zu klären.