Österreichs Kirche erlebt eine gefährliche Krise. Selbst Menschen, die mit ihrem Glauben durch die ohnehin nicht leichten letzten Jahre zur Kirche gehalten haben, sind bitter enttäuscht. So hört man es allenthalben, wenn die Rede auf die Kirche kommt. Das darf doch nicht wahr sein, daß Bischöfe so miteinander reden. Zuletzt versuchten die Beteiligten, Bischof Kurt Krenn und Kardinal Christoph Schönborn, den Konflikt in ruhigere Fahrwasser zu steuern. Ich habe ja gar nicht den Kardinal gemeint, sagt Krenn. Es wird eine gemeinsame Darstellung in Rom geben, kündigte Schönborn an. Aber das fassen viele nur noch als Beschwichtigungsversuch auf.Zurecht hat Papst Johannes Paul II. in seiner Rede an die österreichischen Bischöfe gemeint, die Gottesfrage wäre das ernsteste Problem, das die Bischöfe Österreichs zu bewältigen hätten.In der innerbischöflichen Auseinandersetzung nach dem Ad-limina-Besuch ist wenig von dieser Gottesverkündigung die Rede gewesen. Das vorgelebte Beispiel blockierte den Blick in diese Richtung. Der offene Streit hat den Blick auf Gott für viele eher verstellt. In den letzten Jahren wurde gerade von Leuten, die sehr viel von Wahrheit reden, das „Gewissen“ als Entscheidungskriterium herabgemacht. Aber gerade Menschen, die sich auf ihr Gewissen verlassen und die dieses ihr Gewissen in der Verantwortung vor Gott weiterbilden, werden sich auch jetzt nicht so leicht von der Frage abbringen lassen, die der Papst als wichtigste bezeichnet. Auch dies hat er hinzugefügt: „Habt Mut zur Wahrheit und zur Liebe.“ Beides ist zuletzt schwer erkennbar gewesen.