99 Prozent katholisch, gibt der Schematismus der Diözese Linz Auskunft. Zahlen sagen nicht alles, denn auch in Waldburg bereitet die sinkende Teilnahme am religiösen Leben Pfarrer und Pfarrgemeinderäten Sorgen.Reich waren die Leute in Waldburg nie. Zum „Modernisieren“ war schon in der Zeit des Barock kein Geld da. So sind in der bescheidenen gotischen Kirche von Waldburg – eine kulturgeschichtliche Einmaligkeit – die drei herrlichen spätgotischen Flügelaltäre erhalten geblieben. Intakt geblieben ist in der Landpfarre lange Zeit auch eine starke volkskirchliche Verankerung. In den letzten Jahren allerdings läßt die Zahl der Gottesdienstbesucher deutlich nach. 60 Prozent gingen vor 15 Jahren in die Kirche, heute sind es rund 40 Prozent.Die gute Wohnqualität in der Nähe von Freistadt und auch nicht allzu weit von Linz hat einen starken Zuzug gebracht. Auch Pfarrer Dr. Thomas Eppacher ist ein „Zugezogener“. Er ist geborener Südtiroler. Seine Familie teilte das Schicksal mit vielen, die in der Zeit des Faschismus die Heimat verlassen mußten. So wurde Eppacher Präfekt und Professor am Petrinum in Linz, ehe er als „Nebenerwerbspfarrer“ vor 15 Jahren nach Waldburg kam. Er hat erlebt, wie sehr Elternhaus und Heimatort einen Menschen prägen, vor allem wenn man von dort vertrieben wird. „Heimisch wirst du dann dein Lebtag nirgendwo mehr“, meint er fast schwermütig. Seit er als Professor 1993 in Pension ist, haben ihn die Waldburger ganz.Arbeitsmöglichkeiten kann die gut 900 Einwohner zählende Gemeinde nicht ausreichend bieten. So nehmen viele den täglichen Weg nach Linz auf sich, bei heutigen Verkehrsverhältnissen ein oft nervraubendes Unterfangen. Die Vollerwerbs-Landwirte werden immer weniger. Christine Pflügl, Leiterin der örtlichen Katholischen Frauenbewegung, ist selbst Landwirtin. Sohn und Mann gehen in die Arbeit. „So geht das in vielen Familien bei uns: die Frauen schaukeln die Arbeit daheim, oder die Großeltern, wenn sie noch da sind.“ In der Familie Pflügl versucht man die Arbeit am Hof im Teamwork zu erledigen.STeckbriefDer Pferdeeisenbahn-Viadukt aus der historischen Verbindungslinie Linz-Budweis ziert das Waldburger Wappen. Der frühere Waldreichtum kommt im Baum zum Ausdruck. Nach den Resten einer Burg hat man bislang vergeblich gesucht.Gemeinde und Pfarre arbeiten gut zusammen. Das trifft auch auf den „Waldburger Advent“ zu, der über die Grenzen hinaus bekannt ist.Gegründet wurde Waldburg in der letzten Rodungszeit des Mühlviertels, also im 13. Jahrhundert.Die ursprünglich romanische Pfarrkirche wurde Ende des 14. Jahrhunderts verlängert. Die drei gotischen Flügelaltäre stammen aus der folgenden Zeit. Die Jahreszahl 1517 findet sich am Hochaltar. Zur Pfarre gehört auch die Filialkirche in St.Peter bei Waldburg aus dem 13. Jahrhundert. Für 100 Jahre verschwand Waldburg als Pfarre aus den Verzeichnissen, erst 1870 wurde sie wieder selbständig.Die hl. Magdalena ist Patronin der Pfarre. Herrliche Darstellungen am Hochaltar sind dem Leben der Heiligen, bis hin zu ihrer „Übertragung“ durch Engel in den Himmel, gewidmet. Auch dem Pfarrer schmeckt „Essen auf Rädern“Brigitte Prückl wohnt ganz „im Eck“ der Pfarre. Sie leitet mit einem Team von sechs Frauen die Mütterrunde der Pfarre. Ein umfangreiches Programm bis zum Sommer ist schon geplant, von der Adventfeier bis hin zur „Typberatung“ oder zum Erste-Hilfe-Kurs“. Dazu kommen auch Erziehungsthemen.Brigitte Prückl arbeitet im „Sozialmedizinischen Betreuungsring“ des Bezirkes mit. Jede zweite Woche bringt sie das „Essen auf Rädern“ zu Menschen, denen mit diesem Dienst das Daheimbleiben im eigenen Haus möglich wird. In Waldburg sind das zur Zeit drei Personen. Auch der Pfarrer gehört zu ihren „Stammkunden“.Wohlige Wärme durchströmt von mit Holz geheizten Öfen den Pfarrhof. Geheizt wird mit eigenem Material, schließlich gehört zur Pfarre ein ansehnlicher Waldbesitz. Ein eigener „Pfarrwaldausschuß“ unter Leitung von Bildungswerkleiter Manfred Weichselbaum kümmert sich um die fachgerechte Bewirtschaftung.Die Kinderzahl in Waldburg sinkt. Für die Volksschule wird das zum Problem. Es besteht die Sorge, sie könnte statt 4-klassig bald nur noch drei- oder gar zweiklassig geführt werden. Hubert Fischerlehner ist ein „altgedienter Hase“ als Pfarrgemeinderatsobmann. „Der Professor Part hat gesagt, die Männerbewegung nehmen S’ Ihnen und Kommunionspender werden Sie auch!” So einfach war es damals noch, Mitarbeiter zu gewinnen. „Man kann sagen, daß der Pfarrgemeinderat eine schöne Aufgabe ist“, sagt Fischerlehner jetzt in der dritten Periode als PGR-Obmann. „Das Zusammenhalten war immer sehr gut“, sagt er. Damit das so bleibt, gibt es alle zwei Jahre eine zweitägige Pfarrgemeinderatsklausur. Bei der Zusammensetzung des Pfarrgemeinderates hat man darauf geachtet, daß die sechs Dörfer , in denen der ursprüngliche Mühlviertler Charakter noch gut sichtbar ist, gut vertreten sind. Die Tatsache mit dem rückläufigen Gottesdienstbesuch bereitet dem Obmann Kopfzerbrechen. Humorvoller KunstführerDie Frau im SteinEine Frau beobachtet vom „Schlußstein“ des Gewölbes aus das Geschehen in der Südsakristei der Kirche. Teilt sie von dort aus die Sorge, ob es nach Thomas Eppacher wieder einen Seelsorger geben wird oder ob man dann mit einer anderen Pfarre gemeinsam überlegen muß? Schon im 15. Jahrhundert war Waldburgs Pfarrer auch für Reichenthal zuständig. Vielleicht aber wartet die Frau im Stein, nachdem sie schon Jahrhunderte dort verbracht hat, auf die Zeit, in der möglich sein wird, wovon der Kardinal von Wien kürzlich gemeint hat: „Ich weiß nicht, ob es Gottes Wille ist“. Vielleicht wartet da oben eine Diakonin für Waldburg.KatharinaDas gebrochene Rad der hl. Katharina – sie ist Patronin des Dekanates – verweist keineswegs auf frühere Gebrechen auf der Pferdeeisenbahn, die ab 1832 durch das Pfarrgebiet führte, sondern vielmehr auf das Martyrium der Heiligen des Dekanates Freistadt. Freuen würde sie sich bestimmt auf die Angebote der Frauenbewegung. Vielleicht würde sie am „Mitgliedernachmittag“ teilnehmen, den es immer im Winter gibt. Freuen würde sie sich bestimmt auch über den Jugendgebetskreis der Pfarre. Wolfgangs BeilDer hl. Wolfgang, dem der rechte Seitenaltar gewidmet ist, wirft das Beil, um nach germanischer Sitte vom herrenlosen Boden Besitz zu ergreifen. Seither gibt es recht viel Arbeit für Waldburger „Beilbesitzer“, sei es im zehn Hektar großen Pfarrwald oder auch bei der Renovierung von Kirche und Pfarrhof in den letzten Jahren. Die Außenrenovierung der Kirche steht noch bevor. Viele haben mit Robot und Spenden zur Erhaltung dieses kostbaren Kulturerbes des Mühlviertels beigetragen.