Die Kameras Europas waren nach Wien gerichtet. Das Gipfeltreffen der Europäischen Union sollte Weichenstellungen für Europa treffen. Die Beurteilung der Ergebnisse fällt unterschiedlich aus, wie es bei politischen Entscheidungen eben üblich ist. Themen von enormer Wichtigkeit wurden behandelt, Fragen der Verteilung der Geldmittel wurden diskutiert, und es heißt, man hätte eine Kompromißformel gefunden. Wo es um Geld geht, stellt sich auch die Frage der Gerechtigkeit. Und diese Frage ist ein Hauptthema der Kirchen durch ihre ganze Geschichte hindurch.Diskutiert wurde in Wien die Frage, welche Aussichten man den Beitrittswerbern für die EU machen sollte. Sie bleiben vorläufig oder längerfristig auf der Wartebank.Auch zu dieser Thematik haben die Kirchen Europas viel zu sagen. Sie haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß Europa nicht zur Festung werden darf, die sich gegen jegliche Infragestellung von außen abschottet. Es sind die Kirchen gewesen, die im Flüchtlingsstrom, der im letzten Jahrzehnt durch Europa ging, wirkliche Hilfe boten. Der Wiener Gipfel hat die Aufmerksamkeit der Journalisten abgelenkt von der Situation, in der sich die Kirche Österreichs befindet. Gut so, denn es hätte kaum Erfreuliches zu berichten gegeben.Verstrickt in die eigenen Konflikte erscheint die Kirche zur Zeit wie gelähmt. Dabei wären die Impulse aus dem Evangelium bei dieser Neugestaltung Europas von so enormer Bedeutung. Gelingt es nicht, sich aus der Lähmung zu lösen, werden jene ein leichtes Spiel haben, die Europa ohne Kirchen gestalten .