Jede Woche erhalten die aus Raab stammenden Bewohner/innen des Andorfer Altenheimes Besuch. Organisiert wird der Besuchsdienst vom „Fachausschuß Caritas“ der Pfarre Raab.Für Fachausschußleiterin Gabriele Gradinger wäre es zu wenig, einmal jährlich die Haussammlung der Caritas zu organisieren. So besucht sie, gemeinsam mit den Ausschußmitgliedern und weiteren Freiwilligen, die ehemaligen Pfarrbewoh- ner/innen im Altenheim. Einmal im Jahr wird zudem ein Gottesdienst speziell für kranke und alte Menschen angeboten.Für’s Helfen fühlen sich freilich auch andere Gruppen der Pfarre zuständig. So versendet die Missionsrunde jährlich ca. 30 Wäsche- und Kleiderpakete in Entwicklungsgebiete. Im Vorjahr wurden darüber hinaus 80.000,– Schilling für ein Straßenkinderprojekt von Sr. Hildegard Litzlhammer in Kinshasa (Republik Kongo) gesammelt.Stolz ist man in Raab auf den kulturellen Stellenwert der Pfarre. Nicht nur, weil in der Pfarrkirche gelegentlich Konzerte stattfinden. Nicht nur, weil immer wieder Schüler/innen der Musikschule oder die Musikkappelle Gottesdienste musikalisch gestalten. Sondern vor allem, weil die Mitglieder des Kirchenchores ein bemerkenswertes Niveau erreichen. Der Chor zählt ca. 30 Sänger/innen und wird von der ausgebildeten Dirigentin Marianne Steinhuber geleitet. Neben dem Kirchenchor widmet sich auch die Singgemeinschaft dem Gesang im Gottesdienst. Hervorgegangen ist die Singgemeinschaft aus der bereits seit knapp 20 Jahren bestehenden Familienrunde, die sich monatlich trifft. Zur gesanglichen Verstärkung tragen Mitglieder der Kath. Frauen- und Männerbewegung, sowie der Jugend bei. Die pfarrliche Zusammenarbeit klappt also. Ebenso jene mit der politischen Gemeinde sowie mit den Vereinen, wie Pfarrer Eschlböck und Pfarrgemeinderatsobmann Holzinger zufrieden feststellen. „Heile Welt“ gibts dennoch auch in Raab keine.Pfarrer Eschlböck etwa sorgt sich vor allem wegen des relativ geringen Kirchenbesuchs und des Rückganges des Sakramentenempfangs. Andere Verantwortliche wünschen sich dringend, daß es gelingt, die Jugend vermehrt anzusprechen und daß pfarrliche Veranstaltungen besser angenommen werden.Steckbrief:Der Rabe im Gemeindewappen hat mit dem Namen des Innviertler Marktes nichts zu tun. „Raab“ kommt von „Rurippe“ (=„Wildspur“). Vor über 1000 Jahren wurde Raab erstmals erwähnt, damals gehörte der Ort zur Herrschaft Vormbach am Inn. Der Bischof von Passau machte Raab zur Mutterpfarre, zu der St. Willibald, Enzenkirchen, Altschwendt und Zell/ Pram gehörten. Die Seelsorge wurde bis 1784 von den Chorherren des damaligen Stifts Suben geleistet, seit 1785 ist Raab eine Weltpriesterpfarre der Diözese Linz.Heute leben etwa 2000 Katholiken in der Gemeinde, die für die Umgebung eine kleine Metropole darstellt (Bezirksgericht, Musikschule…). Raab gilt als Narrenhochburg, deren Faschingszug tausende Gäste anlockt. Faschingshöhepunkte sind auch der Frauenfasching und der Pfarrball. Heuer findet der Pfarrball am 8. Jänner statt (Motto: „Ball der Bälle“).–Die ca. 800 Haushalte der Pfarre sind in 14 Sprengel aufgeteilt, die von Mitgliedern des Pfarrgemeinderates betreut werden (z.B. Pfarrblatt-Zustellung). Pfarrer Manfred Eschlböck kam 1990 in die Pfarre, nachdem sein Vorgänger das Priesteramt niedergelegt hatte. PGR-Obmann ist seit langem Notar Dr. Franz Holzinger. Eine Pfarre geht auf Wanderschaft„Das pilgernde Gottesvolk“ oder „Kirche unterwegs“ – das sind für die Pfarre Raab nicht nur theologische Umschreibungen. Immer wieder machen sich die Raaber im Lauf eines Jahres auf den Weg. Sei es zur Bergmesse, an der bis zu 100 Wanderfreunde teilnehmen, sei es beim Pfarrwandertag, der alljjährlich am Nachmittag des Erntedankfestes in eine andere Ortschaft führt. Auch Wallfahrten haben einen festen Platz im Jahreskalender. Gemeinsam mit den anderen Pfarren des Dekanates pilgert die Männer-, wie auch die Frauenbewegung nach Maria Bründl. Seit Jahrhunderten besteht die Wallfahrt in dieser kleinen barocken Kirche außerhalb von Raab. Ursprünglich gab es nur eine eine Kapelle neben dem „Bründl“, einer Quelle der seit 1645 Heilkräfte, vor allem bei Fußleiden, nachgesagt wurden.Historisch belegter Anlaß für den Bau der Bründlkirche war der Mord am Grafen Tattenbach im Jahr 1712. Sein Sohn ließ zur Sühne für die angebliche Anstiftung zum Vatermord oberhalb der Bründlkapelle die Wallfahrtskirche errichten. Die beiden Gotteshäuser sind durch eine 50stufige, steinerne Stiege verbunden („Rosenkranztreppe“). Der vorläufig letzte Benefiziat in Maria Bründl, Pfarrer Michael Dobler (+ 1994), erreichte mit einer gutgemeinten und kuriosen „Christlichen Partnervermittlung“ seltsame Bekanntheit.„Pfarre auf Wanderschaft“ könnte in Raab schon bald eine weitere Bedeutung bekommen. Dann nämlich, wenn die Innenrenvoierung der Pfarrkirche beginnt und die Gottesdienstgemeinde in den Pfarrsaal auswandern muß. Die Raaber Kirche zählt vor allem wegen der Stuckdecke von Johann Modler zu den Rokokojuwelen im Land. „Derzeit liegt der Ball für die Renovierung beim Bundesdenkmalamt“, so Pfarrer Eschlböck.Einst Brauerei, heute PfarrzentrumSeit 1982 dient ein altes Brauhaus im Raaber Ortskern der Pfarre als Zentrum. Im geschmackvoll renovierten Haus sind nicht nur die Wohnung des Pfarrers, die Pfarrkanzlei und Gruppenräume untergebracht, sondern auch der Pfarrsaal, der für die Marktgemeinde einen Mittelpunkt des kulturellen Lebens bedeutet. Der Saal steht allen Raaber Vereinigungen offen und wird auch gerne für Ausstellungen, etwa für die jährliche Weihnachtsbuchausstellung der Katholischen Jugend, genutzt.Früher war das Haus Nr. 90 in Raab die Privatbrauerei Schatzl, eine von drei längst eingestellten Brauereien. Vom Bierbrauen war Raab einst reich geworden und bis heute erinnern einige Naturdenkmäler in der Umgebung an das alte Handwerk: die „Kellergröppen“ sind sandige Landschaftseinschnitte, in denen Bier gelagert wurde.Heute liegen die Arbeitsplätze der meisten Raaber/innen außerhalb des Wohnortes. Weil die Marktgemeinde aber eine gute Infrastruktur besitzt und zuletzt viele Wohnungen gebaut wurden, ist von Zukunftsangst nicht viel zu spüren. Menschliche Verarmung im geistigen und materiellen Sinn hingegen ist wahrnehmbar. Umso mehr will die Pfarre Raab den Menschen Heimat und Mittelpunkt sein.