„Wir haben jetzt eine Ordnung“, wehrte einer der Bischöfe Fragen von Journalisten ab, als er die Sonderkonferenz in den Abendstunden des 5. Jänner in Linz verließ. Das will heißen: Allein der Vorsitzende soll zu jenen Fragen sprechen, die die kirchliche Öffentlichkeit zuletzt so sehr bewegt haben.Zu hoffen ist, daß unter der neu gefunden Ordnung nicht die Offenheit leidet. Die Schweigedisziplin mag zur Beruhigung der Krise ihr Gutes haben, sollte aber nicht zum Normalfall werden. Daß auch die Bischöfe offen vor ihren Gläubigen Rede und Antwort stehen, daß sie dabei auch unterschiedliche Akzente setzen können, sollte doch mehr recht als billig sein. Die Kirche sollte wie ein Glashaus sein, hat Papst Johannes Paul II. gemeint. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen, ist die andere Seite der Medaille. Lassen sollte man dabei lediglich das Werfen mit Steinen, keinesfalls sollte man das Licht abdrehen, damit niemand mehr ins Glashaus hineinsehen kann.Vor allem der „Dialog für Österreich“ braucht diese Offenheit. Wo vorwiegend geschwiegen wird, oder wo niemand mehr sagt, wie er zu einzelnen Themen steht, hat auch der Dialog keinen Sinn. Einige Bischöfe haben zum Kirchenstreit der letzten Wochen gemeint, in einer Familie gäbe es ja auch manchmal Streit – und das wäre ganz normal. Nur: In einer Familie können sich die Eltern auch nicht immer aussuchen, wann die Kinder mit ihren Fragen kommen dürfen und wann nicht. Beendet wurde hoffentlich nur der unproduktive Streit in der Kirche. Das lebensnotwenige Dauergespräch braucht eher die Neubelebung.