Seewalchen ist ein ganz praktisches Beispiel wie Ökumene gelebt werden kann: da die kath. Pfarrgemeinde ab Ostern ihre Kirche wegen Renovierungs- und Zubauarbeiten nicht benützen kann, stellt die evang. Gemeinde ihr Gotteshaus für die sonntägliche Eucharistiefeier zur Verfügung.Die Initiative ging vom evangelischen Pfarrer Mag. Volker Petri und dem Presbyterium – vergleichbar mit dem kath. Pfarrgemeinderat – aus, berichtet der katholische Pfarrer Karl Smrcka. Die sonntägliche Frühmesse wird ab Ostern um 8 Uhr in der Filialkirche Buchberg, der Pfarrgottesdienst um 10 Uhr in der evang. Gnadenkirche Rosenau gefeiert werden.Da beide Christengemeinden etwa ein Jahr lang in derselben Kirche ihre Gottesdienste feiern, erachtete es Pfarrer Smrcka für gut, wenn sich beide vorher näher kennenlernen. Deswegen wurde bereits im vergangenen November das evang. Presbyterium mit Pfarrer Petri zu einer gemeinsamen Besprechung in den kath. Pfarrsaal eingeladen.Nach dem Vorstellen der einzelnen Personen und ihrer Aufgabenbereiche, wurden die Pläne für den Umbau der kath. Pfarrkirche besprochen.Damit kann ab Ostern 1999 in Seewalchen „Einheit in der Vielfalt“ ganz konkret gelebt und erlebt werden.Das Klima zwischen den beiden Christengemeinden bezeichnet Pfarrer Smrcka als sehr gut. Als sich vor rund 50 Jahren rund 1.000 Heimatvertriebene – vor allem evang. Siebenbürger-Sachsen – hier ansiedelten, gab es zwischen den Alteingesessenen und den Neuen wenig Kontakt. Es war anfangs mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander. Doch das ist Gott sei Dank lange vorbei.SteckbriefIn Anlehnung an das Wappen des ehemaligen Abtes des Stiftes Michaelbeuern, Maurus Riha, symbolisiert das goldene Kreuz die Bedeutung Seewalchens als Urpfarre und die enge Verbindung mit dem Stift Michaelbeuern. Das Grün des Wappenschildes symbolisiert den landwirtschaftlichen Charakter und den Erholungsraum, die silbernen Wellen den See. Der Name Seewalchen weist auf einen geschichtlichen Zusammenhang zur Römerzeit hin – vermutlich das römische Lacensis. Reste von Pfahlbauten und Funde lassen jedoch eine menschliche Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit annehmen. Der Ortsname und die dem hl. Jakobus dem Älteren geweihte Pfarrkirche scheinen erstmals 1135 urkundlich auf. Der Bischof von Passau übergab die Pfarre Seewalchen mit allem dazugehörigem Zehent dem Kloster Michaelbeuern, das bereits in der Ortschaft Kemating eine Kirche gebaut hatte (heute Filialkirche). Bis 1983 wurde die Seelsorge in Seewalchen von den Benediktinern Michaelbeuerns geleistet. Seither wird die Pfarre von der Diözese betreut. Pfarrer Karl Smrcka ist seit dieser Zeit für die Pfarre mit ihren etwas mehr als 3.000 Katholiken verantwortlich.Bunte PfarrgemeindeEs sind vor allem zwei große Bevölkerungsgruppen, die das Leben von Seewalchen prägen, berichtet Johann Schachl, Leiter des Öffentlichskeits-Ausschusses des Pfarrgemeinderates: die überwiegend bäuerliche Bevölkerung in den Ortschaften und die Bürgerlichen im Ort. Ob religiöses, gesellschaftliches oder Vereinsleben, die Impulse gehen hauptsächlich von der ländlichen Bevölkerung aus, so Schachl.Allerdings ist das ein Phänomen, das in fast allen Orten zu beobachten ist, in Seewalchen halt etwas ausgeprägter, fügt Pfarrer Smrcka hinzu.Auch wenn Seewalchen am Attersee liegt, spielt der Urlaubstourismus so gut wie keine Rolle. Er ist in den letzten Jahren – außer dem Tagestourismus – zur Bedeutungslosigkeit verkommen, weiß Johann Schachl.Die kirchliche Bindung ist ähnlich wie in anderen Orten. Der Rückgang des Kirchenbesuches ist auch hier spürbar. Trotzdem ist das pfarrliche Leben sehr rege. „Wir haben eine schöne Anzahl von Gruppen“, freut sich der Pfarrer, daß das vor einigen Jahren neu errichtete Pfarrzentrum auch tatsächlich mit Leben gefüllt ist.Stolz ist er auf die 40köpfige Ministrantenschar, mit der er jedes Jahr einen großen Ausflug macht. Und was Pfarrer Smrcka besonders freut ist, daß sich Jugendliche noch mit 18 Jahren für diesen Dienst am Altar zur Verfügung stellen. Smrcko: „Das ist schon bemerkenswert!“ Nur mit der Jugendarbeit schaut es nicht besonders gut aus. Es wurden schon mehrere Versuche gestartet, die allerdings bisher erfolglos geblieben sind.Sorgen bereitet dem Pfarrer auch der bevorstehende Kirchenumbau samt Renovierung. Sorgen deshalb, weil das ein gewaltiges finanzielles Projekt ist. 21,5 Millionen Schilling lautet die Kostenschätzung, wobei den Löwenanteil die Diözese aus Kirchenbeitragsgeldern zuschießt. Für die Pfarre bleiben aber immerhin noch rund 5 Millionen Schilling übrig.Nach dem Kirchenumbau soll die Renovierung des Mesnerhauses in Angriff genommen werden. Dort sollen die Öffentliche Pfarrbücherei und später einmal die Pfarrstube ihren Platz finden.Runden und AktionenSchwerpunkt LiturgieDie Pfarre ist in der glücklichen Lage, drei Gruppen zu haben, die abwechselnd an den Samstagen die Vorabendgottesdienste mit rhythmischen Liedern gestalten. Diese drei Gruppen bestehen aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Kinderliturgiekreis gestaltet regelmäßig jedes Monat mit den Kindern eine Meßfeier. Eine große Bedeutung für die liturgischen Feiern hat natürlich auch der Kirchenchor.Angebote alleDer Kindergarten im Ort ist in einem Gebäude der Gemeinde untergebracht, wird aber von der Pfarrcaritas geführt. Nach der baulichen Erweiterung wird er ab kommenden Herbst viergruppig geführt. Daß das Klima mit der Gemeinde gut ist zeigt sich daran, daß diese einen Teil des jährlichen finanziellen Abganges übernimmt. Auf eine langjährige, erfolgreiche Tradition kann die Öffentliche Bücherei der Pfarre verweisen. Und bereits seit vielen Jahren bieten das Evang. und das Kath. Bildungswerk gemeinsame Veranstaltungen an. Seit rund fünf Jahren gibt es einen Elki-Treff (Eltern-Kind-Treff) im Pfarrzentrum. Dieses aus einer Mütterrunde hervorgegangene Angebot wird gerne in Anspruch genommen. Ebenso die Angebote der Kath. Frauenbewegung. Ein Ergebnis der letzten Klausurtagung des Pfarrgemeinderates im Jahr 1998 ist, sich nicht nur um die Jugend sondern auch der älteren Menschen anzunehmen. Erste Veranstaltungen wurden bereits erfolgreich durchgeführt.