„Gütesiegel kinderfreundlich“. Gäbe es ein solches, die Pfarre Hagenberg hätte es sich verdient. Weil der Schulgottesdienst an einem Wochentag um acht Uhr nicht mehr möglich war, gestaltet die Pfarre die zweite Sonntagsmesse besonders für die Kinder. Mit den Kindern kommen auch die Familien zu diesem Gottesdienst. Schlichte, aber anspruchsvolle Gottesdienstgestaltung ist ein Anliegen des Liturgieausschusses der Pfarre, meint Bruno Fröhlich, der Leiter des Liturgieauschusses. Alte, oft vergessene Symbole hervorzuholen und in der Liturgie zum Tragen zu bringen, ist eines der Anliegen. So hat der Kreis die Liturgie zu Lichtmeß besonders mit dem Lichtsymbol gestaltet. Spezielle Aufmerksamkeit gilt der Vorbereitung der Festkreise zu Weihnachten und Ostern. Ein Fastentuch und Holzschnitte des bekannten Künstlers Herbert Friedl aus Pregarten setzen in der Fastenzeit in der Kirche einen besonderen Akzent. SteckbriefEine Viertelstunde nach Linz. Das prägt einen Ort. Knapp 3000 Einwohner zählt die Pfarre Hagenberg heute. Die alteingesessene Bevölkerung lebt mit vielen Neuzugezogenen. Geschichte und Zukunft treffen in Hagenberg wie selten aufeinander. Um das alte Schloß Hagenberg bildete sich der Ort Hagenberg. Die nach einem Brand errichtete barocke Schloßkapelle wurde zur Pfarrkirche. Das Wappen zeigt den markanten Schloßturm, der nach dem Abbruch der Schloßanlage erhalten geblieben ist. 1983 wurde das Pfarrzentrum mit der neuen Kirche eingeweiht. Forschung und Wirtschaft geben sich in Hagenberg ein Stelldichein. Die neue Software-Fachhochschule mit ihren drei Studiengängen hat den Namen Hagenberg europaweit bekannt gemacht. 360 StudentInnenen sind mit der Fachhochschule in den Ort gekommen. Zwei Studentenheime sind im Herbst des Vorjahres eröffnet worden. Die Nachbarorte Pregarten und Wartberg sind wegen der unmittelbaren Nähe leicht erreichbar. Beispiel der Zusammenarbeit: Ein gemeinsamer Kulturkalender informiert über die jeweiligen Angebote.Vom verlassenen Ort zur lebendigen PfarreOb’s ein Flohmarkt oder das monatliche Pfarrkaffee ist, der Pfarrfasching oder ein Wandertag – „die Pfarre als Gemeinschaft ist mir wichtig“, sagt Pfarrer Bogumil Wider. „Als ich vor 20 Jahren hierherkam, da war Hagenberg wie ein verlassener Ort“, meint er. Der Bau des Pfarrzentrums, 1983 abgeschlossen, hat Leben in die Pfarre gebracht. Daß die Kranken in die Gemeinschaft einbezogen bleiben, ist dem Pfarrer ebenso wichtig. Wöchentlich ist er auf Besuchstour.Die Bevölkerungszahl hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Viele junge Familien mit Kindern sind hergezogen. Die Kinderarbeit ist dem Pfarrer daher ein besonderes Anliegen. Bei den Kindergottesdiensten ist die Kirche immer voll. Marianne Reichenberger weiß sich um die Kinderliturgie verantwortlich. „Daß noch mehr Leute sich trauen, mit den Kindern etwas zu gestalten“, ist eines der Anliegen der Religionslehrerin. „Auch wenn sie nur einmal oder zweimal im Jahr da sind, ist es gut“, sagt Ilse Rockenschaub. Sie organisiert die Jungschar- und Ministrantenarbeit in der Pfarre. „Wichtig ist mir, daß die Freude vorherrscht und daß auf Kinder kein Druck ausgeübt wird“, drückt sie ihre Einstellung aus. „Die Gesellschaft hat sich so verändert, daß man nicht mehr verlangen kann, daß ein Kind alle zwei Wochen dabei ist.“In Hagenberg sind die Kinder gern bei der Sache. 52 Sternsinger gab es heuer und es wären noch mehr dazu bereit gewesen. Zwölf Frauen und ein Mann. Das ist die „Blumenrunde“ der Pfarre Hagenberg. Nachdem die frühere Mesnerin ihren Dienst beendet hatte, stand die Frage des Kirchenschmucks im Raum. Das war die Geburtsstunde der „Blumenrunde“. Die Mitglieder kümmern sich nach einem Plan um den Blumenschmuck in der Kirche. In der Fastenzeit bleibt der Altar ohne Schmuck, um das Besondere dieser Zeit hervorzuheben. Einmal im Jahr gibt es ein gemütliches Treffen.MosaikIn einer Pfarre, in der vieles lebt, sind umso mehr MitarbeiterInnen gefragt. Rosalinde Hennebichler leitet den Sozialausschuß. mit sechs Mitgliedern. Geburtstagsgrüße für Senioren, der Kontakt mit den Kranken Menschen, Angebote für die Senioren – da könnte sie noch mehr Leute brauchen. Zusammen mit der Frauenbewegung organisiert der Sozialausschuß die Tschernobyl-Erholungsaktion. Am 15. Juni werden 22 Tschernobyl-Kinder mit zwei Dolmetscherinnen nach Hagenberg kommen. Wie schnell man in Hagenberg etwas werden kann, erlebte Maria Datl: „Ich kriege ein Kind und du übernimmst die KFB“, meinte ihre Vorgängerin als KFB-Leiterin. Und damit war die Nachfolge geregelt.Rund 150 Mitglieder zählt die Katholische Frauenbewegung. Jeweils eine Ortschaft sorgt beispielweise für die Vorbereitung eines Pfarrkaffees. Für praktische Arbeiten sind auch Männer in der Pfarre zu haben. Und praktisch gab es in den letzten Jahren sehr viel zu tun, nach dem Bau des Pfarrzentrums wurde erst in neuerer Zeit der Kindergarten errichtet.Karl Blumauer ist Theologe. Die pfarrliche Bibelrunde ist ihm ein besonderes Anliegen. „Ich glaube, daß sich Christen mit den Grundlagen ihres Glaubens beschäftigen sollen“. Als Organist, Leiter des Öffentlichkeitsausschusses und des Bildungswerkes hat er noch andere Aufgaben in der Pfarre. Im Bildungswerk versucht man Akzente zu setzen, die bei anderen Bildungseinrichtungen nicht so zum Tragen kommen: Angebote über Pädagogik zum Beispiel. Als eine Herausforderung sieht Blumauer auch die beiden Studentenheime der Fachhochschule. Bis jetzt gibt es noch kaum Tuchfühlung. Ein Pfarrgemeinderatsausschuß „Ehe, Familie, Partnerschaft“ versucht Paare in unterschiedlichen Lebensphasen anzusprechen. An einem gemeinsamen Wandertag mit der Familienrunde nehmen gerne auch ältere Paare teil. Zwei pfarrliche Jugendgruppen bieten jungen Menschen Kontaktnahme mit Kirche. Aus dem früheren Jugend-chor ist vor zwei Jahren der Kirchenchor hervorgegangen. Gabriele Fröhlich-Aichinger hatte den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Gleich in der Anfangsphase des Chores gab es eine Rundfunkübertragung einer Messe. Das Manko beim Chor: Mehr Männerstimmen würden gebraucht. Das ist ein leidiges Kapitel vieler Kirchenchöre. Gepflegt wird auch der Volksgesang in der Kirche. Zwischen den beiden Messen am Sonntag werden regelmäßig Kirchenlieder geprobt.