Anteil nehmen, mit den Leuten leben, feiern, Gemeinschaft pflegen. . . Variantenreich kommen diese Begriffe aus dem Mund von Pfarrer Johann Holzinger, wenn er beschreibt, wie er seine Seelsorger-Rolle versteht. Ein Verständnis übrigens, das in Attnang viele pflegen. So spricht auch die Pastoralassistentin Sr. Katharina Böller von begleiten, mitdenken und mitleben, wenn sie ihre Aufgaben nennt. Diese reichen von der Kinderarbeit über die Jungschar und Jugend zu den Mütterrunden (insgesamt fünf!) und den zwei Familienrunden. Pfarrsekretärin Monika Schachinger schafft in der Pfarrkanzlei eine freundliche Atmosphäre und trägt ihren Teil dazu bei, daß die Kirche in Attnang eine volksverbundene ist. Dieses „Mit-und-bei-den-Leuten-Sein“ zeichnet vieles von dem aus, was die Kirche Attnangs prägt. Etwa die Missionsrunde, die Chor- oder die Ministrantenarbeit, die Selbstbesteuerungsgruppe „Eine Welt für alle“, Männer- und Frauenrunden, das gute Verhältnis zur Stadtgemeinde und den Vereinen . . . Es klingt einfach, was Pfarrer Holzinger sagt, und ist doch so besonders: „Als Pfarrer liegt mir daran, alles zu fördern, wo die Leute miteinander etwas tun. Das muß nicht alles unter meinem Dach sein.“STeckbriefAttnang hat viele Züge, auch im wörtlichen Sinn: Attnang-Puchheim ist seit 1860 Bahnhof und heute bedeutender Bahnknotenpunkt an der ÖBB-Westbahnstrecke mit Anschluß nach Simbach und Stainach-Irdning. Pro Tag machen hier ca. 380 Züge halt, beginnen oder beenden ihre Reise. Etliche Reisende, die einen Umsteige-Aufenthalt zu einem Erkundungsgang in die Umgebung nutzen, kommen zur nahen Kirche, deren freundliche Helle sie beeindruckt. Der Bau dieses Gotteshauses wurde 1935 begonnen. 1936 wurde ihr Weiterbau mangels Geld eingestellt. Die fertiggebaute Kirche konnte erst 1951 – dem Hl. Geist – geweiht werden.Ein weiterer Zug ist die kommunale Verschmelzung mit Puchheim, das aber seit 1968 als Maria Puchheim eine eigenständige (Redemptoristen-)Pfarre ist. 1990 wurde Attnang-Puchheim (8.200 Einwohner) zur Stadt erhoben.Ein Zug Attnangs hängt mit der Entgleisung der Geschichte zusammen: Am 21. April 1945 wurde Attnang von Flugzeugbomben schwer getroffen. Dieser Tag riß eine tiefe Wunde des Schreckens in die Erinnerung der Bevölkerung. Eine Straße trägt dieses Datum zur bleibenden Mahnung.Global und lokal helfenDie Pfarre Hl. Geist in Attnang hat eine hochaktive Missionsrunde: 95 Menschen im Alter von 60 bis 85 Jahren helfen mit. 30 bis 35 Menschen sammeln Altpapier und Textilien, sortieren das Gesammelte, nötigenfalls reparieren und waschen sie Textilien, bündeln und schicken sie auf die Reise. Weitere 20 bis 25 Personen stricken oder häkeln Wolldecken; ebenso groß ist die Zahl der fallweisen Helfer/innen, wenn große Textilverladungen anstehen. 10 Personen unterstützen die Arbeit mit Spenden. Bis vor drei Jahren schickte die Missionsrunde die Sachen zu Pater Kuppelwieser nach Südafrika. Seit 1996 gehen sie nach Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Albanien. Jährlich sind dies 60 bis 80 Tonnen Kleidungsstücke, Schuhe und Kinderspielsachen. Missionsrunden handeln lokal und wirken global, das liegt auf der Hand. Doch sie wirken auch lokal, worauf Gisela Holzmann, Leiterin der Missionsrunde, hinweist: „Das Gebrauchtwerden im Alter hilft den fleißigen Helfern über manch körperliche und seelische Beschwerden hinweg.“ Geistliche aus der Pfarre: Vor drei Jahren konnte sich die Pfarre über eine Primiz freuen (P. Sepp Schachinger). Auch ein Ordenseintritt bei den Don Bosco-Schwester (Sr. Maria Schöffl) ist noch jung.STiftspfarre stiftet VerbundenheitUnsere Pfarren sind ein wichtiger Ort der Musikpflege. In einer Pfarre haben meist mehrere Chöre Platz. Gleichzeitig hält sich das Volk beim Singen zurück. So ist es auch in der Pfarre Hl. Geist/Attnang, in der neben dem Kirchenchor ein Jugendchor und ein Kinderchor Gottesdienste festlich gestalten. Darüber hinaus gibt es manch Zusammenarbeit der Chöre. Wer singt, drückt Gefühle aus. Maria Brandstätter, die den Kinderchor leitet, sieht auch einen Zusatzwert: „Wenn Kindern das Singen lustig ist, werden sie eher in die Pfarre eingebunden.“Gute Stifts-BeziehungAttnang gehört seit langem zum Stift St. Florian; das erste Mal ist dies 1422 urkundlich belegt. Diese Stiftsverbundenheit zeigt sich nicht nur darin, daß der Pfarrer, übrigens selbst ein gebürtiger Attnanger, ein Stifts-Chorherr ist. Auch die Pfarrbevölkerung pflegt den Kontakt zu Stift und den vier Stiftspfarren der Region. Jährlich nehmen 50 bis 60 Personen am Treffen der „Gebetsgemeinschaft füreinander“ in der Fastenzeit teil. Die Firmlinge fahren auch immer zum Stift; und ab und zu ist eine Pfarrgemeinderats-Klausur in St. Florian. Viele Gruppen und Talente haben in der Pfarre Platz, die auch immer wieder mit Hand anlegen. Mit der Martinskirche in Altattnang (der ehemaligen Pfarrkirche) hat man eine zweite Kirche zu erhalten; die Arbeit geht also nicht aus.Sorgen gibt es auchNatürlich gibt es auch Sorgen, etwa das Verhältnis der Jugend zu Glaube und Kirche. „Derzeit ist ein großer Kreis, der mit Eigenverantwortung viel in der Kirche bewegt“, sagt Pfarrer Holzinger. „Aber was müssen wir tun, damit da nicht bald ein Loch entsteht?“ Zunehmend Sorgen macht der Pfarre auch das soziale Gefüge. Heute geraten Menschen schneller an den Rand der Gesellschaft, etwa wenn sie die Arbeit verlieren. Das nahe Sozialzentrum in Vöcklabruck hat daher eine wichtige Funktion und wirkt auch nach Attnang herein. Aktive PfarreLebendige Familienrunden prägen die Pfarre mit. Ebenso der Fachausschuß Ehe und Familie, z. B. mit dem Angebot am 24. Dezember „Wir warten aufs Christkind“, zu der 80 Kinder und Väter kommen. Oder der Fachausschuß Glaube und Arbeitswelt mit den Aktionen zur Erhaltung des arbeitsfreien Sonntags oder die Bibelrunde, der Fachausschuß für Altenarbeit, der Fachausschuß Öffentlichkeitsarbeit, das Angebot „Exerzitien im Alltag“ in der Fastenzeit und vieles mehr.