Eine Mühlviertlerin und ein Welser sind von ihrenEinsätzen in Berg-Karabach und Tibet zurück
Ausgabe: 1999/10, Ärzte ohne grenzen, Kampmüller
09.03.1999 - Martin Kranzl-Greinecker
Auf den ersten Blick haben Sabine Kampmüller (26) aus Hofkirchen/Mkr. und Johann Niederndorfer (41) aus Wels wenig gemeinsam. Was sie verbindet ist die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, mit der beide im Vorjahr auf Auslandseinsatz waren.Im Februar ist die Kinderkrankenschwester Sabine Kampmüller aus Berg-Karabach, einem bürgerkriegsgeprüften Gebiet zwischen den ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan zurückgekehrt. Der dreimonatige Aufenthalt war nicht der erste „Ärzte ohne Grenzen“-Einsatz für Sabine. Zuvor hatte sie im größten Slum von Nairobi, der Hauptstadt Kenias, mitgeholfen, einen Basisgesundheitsdienst einzurichten. In diese Zeit fiel auch das einschneidende Erlebnis im August 1998, als die US-amerikanische Botschaft in Nairobi in die Luft flog. Medizinisches Personal wurde dringend gebraucht. Sofort half Sabine bei der Versorgung der Verletzten.Kurze Zeit später war der afrikanische Sommer gegen den Winter im Süden Rußlands eingetauscht. Die Krankenschwester besuchte in Berg-Karabach etwa 50 kleine Dörfer, um Hygiene und Wasserqualität zu untersuchen. Sabine Kampmüllers Motivation: „Mir geht es um berufliche, weltweite und menschliche Weiterentwicklung. Bei den zwei Einsätzen hatte ich das Gefühl, mindestens so viel bekommen zu haben, wie ich gegeben habe.“ Auf den Geschmack der Hilfe im Ausland dürfte sie durch ihren Onkel, den langjährigen Entwicklungshelfer Rupert Kampmüller, gekommen sein.Neun Monate TibetVon den „Ärzten ohne Grenzen“ erfuhr Johann Niederndorfer erstmals 1997 durch einen Fernsehbeitrag. Zuvor hatte der Welser als Gastwirt, Techniker, Manager und Motorradtourist die halbe Welt bereist. Einen Überfall auf Sansibar überlebte er mit viel Glück – für ihn ein Grund, mit anderen Menschen sein Glück zu teilen. Der Ruf in den Westen Chinas, eine Gegend mit überwiegend tibetischer Bevölkerung, kam im Februar 1998 unmittelbar, nachdem er den Film „Sieben Jahre Tibet“ gesehen hatte. Für ihn sollten es neun ausgefüllte Monate werden.Niederndorfer sorgte gemeinsam mit einem kleinen Team für den Aufbau lokaler Gesundheitsstationen bzw. für deren Sanierung. Nicht alle Orte dieser Gegend auf ca. 4000 Metern Seehöhe sind auf Straßen (oder was sich „Straße“ nennt) erreichbar, manchmal gings nur hoch zu Roß weiter. Trotz aller Entbehrung ist der Welser froh um den Einsatz: „Einmal wollte nicht ich im Vordergrund sein, sondern meine Zeit anderen schenken.“Die weltweit größte medizinische Hilfsorgansiation „Ärzte ohne Grenzen“ wurde 1972 von französischen Ärzten gegründet und ist heute in über 80 Ländern tätig. Wenn in einem Krisengebiet der Erde die medizinische Versorgung zusammenbricht, sind innerhalb von 24 Stunden „Ärzte ohne Grenzen“-Leute vor Ort. Jedes Jahr gehen mehr als 2500 Ärzte, Krankenschwestern und Logistiker mit der Organisation freiwillig auf Einsatz. 1998 waren darunter 22 Österreicher/innen.Kontakt: Ärzte ohne Grenzen-Österreich, Josefstädter Str. 19, 1082 Wien, 01/4097276.