Der Schauspieler Dietmar Schönherr über seinen Einsatz in Nicaragua
Ausgabe: 1999/12, Schönherr, Leben, Nicaragua
23.03.1999 - Maria Hauer
Ernesto Cardenal - Dichter, Priester und damals Kulturminister der Regierung der Sandinisten - hat ihn nach Nicaragua gebracht. Seit mittlerweile vierzehn Jahren engagiert sich der Schauspieler Dietmar Schönherr für die Armen in dem lateinamerikanischen Land.
Anfang März trat er mit der Musikergruppe „Grupo Sal“ in Linz auf und las Texte zeitgenössischer lateinamerikanischer Autorinnen und Autoren. Der Mischung aus Musik und Literatur gelingt es, ein Gefühl für den „hartnäckigen Vorteil des Lebens“( G.G. Marquez) zu vermitteln und so die Solidarität mit den Benachteiligten zu wecken. Mit dem Erlös aus solchen Veranstaltungen werden die Gehälter für die Lehrer in dem von Schönherr und Ernesto Cardenal 1987 gegründeten Kulturzentrum „Casa de los tres mondos“ in Granada erwirtschaftet. 150 SchülerInnen werden dort unterrichtet. Die Lehrer sind Musiker, die im nicaraguanischen Symphonieorchester spielen. „Wir machen hier Kulturveranstaltungen, damit dort Kultur entstehen kann“, sieht Dietmar Schönherr das als eine Art Umverteilung geistiger und materieller Güter. Auch als wechselseitiges Lernen. Begonnen hat alles in der Friedensbewegung. Blockaden, Reden, öffentliche Auftritte waren für den populären Schauspieler und politischen Menschen etwas Selbstverständliches. „Aber das bloße Protestieren gegen in Wahrheit unbezwingbarer Mächte war mir dann bald zu passiv und zu wenig produktiv“, sagt er.
Was Nützliches tun „Ich wollte etwas tun, das sinnvoll ist und irgendwie ein menschliches Maß hat.“ In dieser Zeit - Mitte der 80er Jahre - hat er über den Verleger Hermann Schulz Ernesto Cardenal kennengelernt. Das war der Beginn. Er fuhr zum ersten Mal für sechs Wochen nach Nicaragua, fand ein Projekt, das er unterstützen wollte. „Ich bin dann zurückgefahren und hab’ angefangen, Geld zu sammeln“, für ein zu errichtendes Dorf für 400, von der Regierung umgesiedelte Campesinos, davon 200 Kinder. 80 Häuser, Wasserleitung, Schule, Kindergarten und Kirche, aber auch Produktionsstätten für Kaffe und Melasse konnten gebaut werden.Hilfe nach dem Sturm Zur Zeit steht Hilfe nach derverheerenden Sturm- und Hochwasserkatastrophe im Herbst vergangenen Jahres auf dem Plan. Nicaragua wurde in seiner Entwicklung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Schönherr und seine Leute sammeln für ein hochwassergeschütztes Gemeindezentrum in Malacatoya.Was ihn immer wieder zum Durchhalten motiviert, will ich von dem 73-jährigen auch wissen. „Da muß man so einen Tiroler Dickschädel haben wie ich und gute Mitarbeiter“, lacht er und „ich will tun, was ich vom Christentum begriffen habe“.Im Herbst 99 steht Dietmar Schönherr wieder auf der Bühne des Tiroler Landestheaters.