Das Margaretenfenster und 950 Jahr Jubiläum von Stift Ardagger (NÖ.)
Ausgabe: 1999/13, Ardagger
30.03.1999 - Josef Wallner
Das ehemalige Weltpriesterkollegium Stift Ardagger bei Amstetten feiert 1999 sein 950 jähriges Gründungsjubiläum. Mit dem Margaretenfenster beherbergt die Kirche das bedeutendste spätromanische Glasfenster Österreichs. Eine weitere kulturelle Kostbarkeit ist die Krypta. Die Kirche und der historische Ort sind einen Besuch wert. Der Besucher betritt die Kirche von Stift Ardagger durch ein romanisches Trichterportal und steht in einem Kirchenraum, den reiche Stukkaturen, Fresken und großformatige Ölgemälde aus der Barockzeit prägen. Über eine mächtige Marmortreppe steigt man in den Hochchor hinauf, wo sich das berühmte Margaretenfenster befindet. In dem hohen, rundbogigen Achsenfenster ist in vierzehn kreisförmigen Medaillons die Martyrerlegende der heiligen Margarete dargestellt. Der Kunstexperte Franz Eppel beschreibt die Wirkung des 1234 entstandenen Fensters: „Vom Kirchenschiff aus betrachtet ist es eine bunte Splitterfläche. Ein Augenreiz zunächst. Man muß nähertreten Dann beginnt es sich zu regen. Die seitlichen gelben Bordürenbänder fädeln die Vita der Heiligen wie ein Filmstreifen auf und lassen die Kreisbildchen abrollen.“
Fenster überstand alle Kriegswirren Bemerkenswert ist auch die Geschichte des Fensters, das unbeschadet Brände, die Wirren der Türkenbelagerung und Kriege überstanden hat. Während des zweiten Weltkrieges sollte das Fenster aus Sicherheitsgründen ausgebaut und in Berlin gelagert werden. Weil das Abtragen Schwierigkeiten bereitete, schützte man das wertvolle Kunstwerk durch Vermauern. < Von den beiden Seitenschiffen aus gelangt man in die Krypta, die wie das Margaretenfenster zum Bestand des spätromanischen Baus gehört, den Propst Heinrich (1224 -1240) erbauen ließ. Die unterste Tafel des Margaretenfensters zeigt Propst Heinrich als knieenden Stifter. Trotz vieler Veränderungen ist bis heute ein großer Teil der spätromanischen Bausubstanz erhalten und gibt dem Gotteshaus sein Gepräge. Das Aussehen der ersten, 1063 eingeweihten Kirche ist nicht bekannt. Die Legende bringt Agnes von Poitou, die Ehefrau Kaiser Heinrich III. mit der Gründung des Stiftes in Verbindung. Die Kaiserin, die bei Ardagger plötzlich von Geburtswehen erfaßt wurde, wandte sich an die hl. Margareta, deren Bild an einem nahen Baumstamm hing, und geblobte im Fall einer glücklichen Geburt ein Kloster zu stiften. Kaiser Heinrich III. jedenfalls übergab 1049 Besitzungen bei Ardagger an den Bischof von Freising mit dem Auftrag, ein Kanonikerstift zu errichten. Bis zur Aufhebung des Stiftes im Jahr 1784 betreuten die Kanoniker Ardagger und umliegende Pfarren. Nördlich schließt sich an die Stiftskirche der fühgotische Kreuzgang an, der mit seinen Fresken ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten des ehemaligen Stiftes zählt. Ab 9. April 1999 helfen Texte auf 24 Litfaßsäulen dem Besucher die Besonderheiten in Kirchen und Ort zu entdecken.Informationen über Führungen und das Jubiläumsjahr: Die Mostgalerie, 3300 Stift Ardagger 3, Tel. 07479/6400 (Fax. DW 4).