Das Nachkriegseuropa gibt es nicht mehr. In einem so umfassenden Stil ist nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa nicht Krieg geführt worden. Gewiß. Es gab Kriege zwischen Griechenland und der Türkei um Zypern. Es wurde in Nordirland gekämpft. Die Tschechoslowakei wurde von Sowjettruppen besetzt. Noch nie aber wurde unter Beteiligung so vieler Staaten Krieg geführt.
Nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen um den Kosovo haben sich die NATO-Staaten zum militärischen Einschreiten entschieden. Man wolle noch mehr Leid verhindern. Man müsse der Gewalt des serbischen Präsidenten Milosevic ein Ende bereiten.
Niemand kann sagen, ob die Sprache der Gewalt mehr ausrichten wird als es die Sprache von Verhandlungen kann. Bomben zerstören vor allem, nicht nur Häuser, Militäreinrichtungen, sondern auch Menschen. Und sie hinterlassen ihre Verwüstungsspur auch in der „Seele“ eines Volkes, zerstören so die auf einen künftigen Frieden hin notwendige Vertrauensbasis. Das ist die Erfahrung, die aus den beiden Golfkriegen gezogen hätte werden können.
Wie kann es weitergehen? Mit dieser besorgten Frage gehen die Christen in die Karwoche. In den Gottesdiensten wird man Fürbitten formulieren , man wird um den Frieden beten. Christen tragen so ein Stück ihrer Ohnmacht vor Gott hin. Wer weiß schon die richtigen Antworten? Wer kennt die Lösung? Mit gutem Willen allein kann man der Gewalt nicht Herr werden. Was sich ausgewachsen hat zum Krieg, läßt sich im Keim nicht mehr ersticken. Den Keim künftigen Friedens zu legen, darf man sich auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen nicht ersparen. Das ist die Erfahrung der Christen, deren Glaube beim Kreuz nicht endet.