Ausgabe: 2015/37, Leitartikel, Grenzkontrolle, Fremde, Grenze
08.09.2015 - Matthäuäs Fellinger
Ja, es ist gut, wenn es sie gibt: Grenzkontrollen in Zusammenhang mit dem Flüchtlingsstrom, den Europa erlebt. Ob sie durchlässig genug sind – das muss geprüft werden. Gute Grenzen schützen – und zwar die Menschen auf beiden Seiten. Manche verstehen Grenzen einseitig: Sicherheit nur für die eine Seite – und die Probleme sollen draußen bei den anderen bleiben. Gute Grenzen muss niemand fürchten. Und dann sind da auch noch die Innengrenzen. Jeder Mensch spürt sie im eigenen Herzen. Wie nahe ich mir etwas kommen lasse – das Leid der Fremden zum Beispiel. Auch da steht die Grenzkontrolle an: ist die Grenze in mir zu hart gezogen, bloß abwehrend, und nicht auch aufnahmebereit? Die vergangenen Tage haben gezeigt: die inneren Grenzen sind bei vielen Menschen viel großzügiger, als sie ihnen die Politik bislang zutraute. Es ist wie mit dem Stein und dem Schwamm: Ein Stein kann überhaupt kein Wasser aufnehmen. Nicht einen Tropfen. Ein Schwamm nimmt viel auf. Stein oder Schwamm. Ob ein Herz – oder vielleicht die Politik insgesamt – hart ist oder weich. Hoffnung und Leben vieler Menschen gründen auf genau diesem Unterschied.