Ausgabe: 1999/16, Kosovo, Erlagschein, Dom, Dombauverein, NATO
20.04.1999 - Matthäus Fellinger
Ausgerechnet in dieser Ausgabe der Kirchenzeitung – in den Tagen unermeßlicher Not tausender Kosovo-Flüchtlinge-, liegt der Kirchenzeitung ein Erlagschein bei, mit dem um Unterstützung für die Erhaltung des Linzer Domes gebeten wird. Hätte man mit diesem Anliegen nicht warten können? Sind Gebäude wichtiger als Menschen es sind? So sollte die Bitte des Dombauvereines nicht verstanden sein. Mehr als 60 Jahre ist am Linzer Dom gebaut worden. Auch nicht im Ersten Weltkrieg ist das Vorhaben gestoppt worden. Es geht um mehr als nur um die Erhaltung eines Gebäudes. Gerade die Krise am Balkan zeigt, wie wichtig es ist, für eine gute Kultur des Friedens und des Dialogs Sorge zu tragen. Für diese Sorge sollte auch die Kirche stehen. Kirchen sollen Menschen zusammenführen, weil auch Christus Menschen zusammengeführt und versammelt hat. In seiner Nähe sind Menschen frei geworden von den Dämonen der Selbstsucht. Sie sind fähig geworden zur Sorge um den Nächsten. Kirchen sind Orte, in denen sich Menschen ständig neu auf Christus hin orientieren. Sie werden dort fähig für die Sorge um die Ärmsten dieser Welt. Solche Orte sind gute Orte. Dort werden nicht Waffen erzeugt für den Krieg, sondern Herzen geöffnet für den Frieden. Ob die NATO den Frieden sichert, diskutiert man. NATO hin oder her, ohne die Haltungen, die man in Kirchen einüben kann, gibt es den Frieden nicht. Eine Domkirche ist ein Symbol dafür. Man sollte sich nicht nur um Fabriken und Freizeitanlagen, Einkaufszentren und Straßen kümmern. Es braucht die Orte für die Besinnung und das Gebet.