Berliner Compagnie spielt über Skin-Heads, Haß und Hilfe
Ausgabe: 1999/16, Asyl, Haß, Skin-Heads
20.04.1999
Jugendliche auf der Suche nach Asyl oder in Schubhaft. Immer wieder haben wir darüber berichtet. Isabella Ömer hat für die Jugendseite das Theaterstück „Kein Asyl“ gesehen. Ein kahler Raum, ein Stockbett aus Eisen - ohne Matratze, nur mit grauer Decke. Hier, im Asylantenheim, lebt Jonas. Politische Verfolgung in seiner Heimat Äthiopien trieb ihn nach Deutschland. Jetzt wird er wieder gehetzt: Eine Horde Skin-Heads könnte jederzeit das Heim angreifen und niederbrennen. Zwei Deutsche von SOS-Rassismus harren mit Jonas aus: Professor Wabe aus der 68er Generation, ein Idealist, der immer ein bißchen hilflos wirkt. Die zweite ist Rieke, eine autonome Linksradikale, die sich mit all ihrer Kraft für die Asylanten einsetzt. Und da ist noch Axel, ein obdachloser Skin-Head, der ausgerechnet im Asylantenheim Unterschlupf fand. Er hat sich mit Jonas angefreundet und ist zwischen ihm und den „deutschen Kameraden“ hin- und hergerissen. Dazu noch der spießige Hausmeister Muck, der den „Negern“ gerne seine Verachtung spüren läßt. Das Stück „Kein Asyl“ der „Berliner Compagnie“ schildert Ausländerhaß in voller Brutalität. Zynismus der Behörden, Angriffe und Morde von Rechtsradikalen, menschunwürdiges Leben im Flüchtlingsheim: All das ist Realität. Die Figuren des Stückes sind keineswegs übertrieben. Was fehlt, ist eine Differenzierung: Rieke, die Linksradikale, bezeichnet Skins ausschließlich als „Nazis“. Sind Nazis und Ausländerfeinde ein und dasselbe? Mit Begriffen aus dem dritten Reich sollte man etwas sorgfältiger umgehen. Auch die Gedankenwelt und Hoffnungslosigkeit rechtsradikaler Jugendlicher werden höchstens angedeutet, aber kommen nicht wirklich vor. Die deutsche Theatergruppe „Berliner Compagnie“ nimmt sich immer wieder politisch brisanter Themen an. „Kein Asyl“ spielte sie bereits vor Jahren einmal auf Einladung der Kirchenzeitung in Wels. Darüber, ob man mit dem Stück Rechtsradikale überhaupt erreicht, macht sich Regisseurin Elke Schuster keine Illusionen: „Selbst wenn ein Skin-Head ins Theater gehen sollte, wird man ihn mit diesem Stück kaum umdrehen können.“ Trotzdem könne Kein Asyl etwas bewirken: „Ich denke an Menschen, die Zeugen rechtsradikaler Gewalt werden. Vielleicht besinnen sie sich, wenn sie unser Stück gesehen haben, und trauen sich, einzugreifen.“