Aus unseren Pfarrgemeinden: Treubach, Roßbach, St. Veit
Schritt für Schritt. Drei Innviertler Pfarren unterwegs in neuer Gemeinsamkeit
Ausgabe: 1999/17, Freubach, Roßbach, St. Veit
27.04.1999 - Matthäus Fellinger
Was vielen Pfarren noch als vage Vorstellung vor Augen schwebt, ist für drei Innviertler Pfarren schon Wirklichkeit geworden: Ein neues Miteinander.
„Die Bewohner dieses Landstrichs blieben mehr oder minder unberührt von den ereignisreichen Vorgängen der Städte und Märkte, mehr oder minder auch verschont von manchen Greueln des Krieges.“. So schrieb zu Beginn des ersten Weltkrieges Dr. Franz Berger den Landstrich mit den Gemeinden und Pfarren von Roßbach, Treubach und St.Veit. Denkwürdige Begebenheiten hätte es hier wenig gegeben, denn „das Leben war der stillen und harten Arbeit auf ererbtem Grund und Boden gewidmet“ gewesen.
Am Ende des Jahrhunderts sind die drei Gemeinden und Pfarren noch näher aneinandergerückt. Die Seelsorge wird in immer größerer Gemeinsamkeit gestaltet – und trotzdem behält jede Pfarre ihr eigenes Gesicht.
In jedem Haushalt der Pfarren hängt ein Gottesdienstplan. Kommenden Sonntag, 2. Mai, wird die Sonntag-Frühmesse in Roßbach sein. Um 9.30 ist Gottesdienst in Treubach. In St. Veit wird die Samstag-Vorabendmesse gefeiert. Für das ganze Jahr steht der Plan schon fest.Eine Umstellung bedeutete es schon, meint Maria Schindecker. Im Pfarrgemeinderat ist das Miteinander von Roßbach und der Kaplanei St. Veit ihre Aufgabe. Erst seit der neuen Pfarrgemeinderatsperiode haben die beiden Orte einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat.
Dreimal im Jahr gibt es eine gemeinsam Besprechung der drei Pfarren für die Gestaltung der Liturgie. „Früher war das kein Thema für uns“, meint Irmgard Mühlbacher. Gestaltung von Liturgie war früher selbstverständlich. Daß man nicht nur passiv abwartet, darauf legt Pfarrer Dr. Marian Sawinski großen Wert.Erstmals fuhren so Laien aus den drei Orten gemeinsam zu Schulungen für Kommunionhelfer, Wortgottesdienstleiter wurden ausgebildet. „Schritt für Schritt“, meint Alois Epner aus Treubach, ist die neue Gemeinsamkeit unter der geschickten Leitung des Pfarrers gewachsen.
Gepflegte Begegnung
Drei Pfarren feiern gemeinsam Osternacht. Mitten im Innviertel ist das schon heute möglich.
In Treubach wurde heuer die Osternacht für Roßbach, Treubach und St. Veit gemeinsam gefeiert. Die Fronleichnamsprozession von Roßbach und Treubach wurde schon im Vorjahr erstmals gemeinsam gehalten. Und die Gläubigen aller drei Pfarren haben in der Fastenzeit die Bußandacht gemeinsam gefeiert. Zum vierten Mal werden heuer die Familien zu Pfingsten zu einer gemeinsamen Fußwallfahrt nach Maria Schmolln aufbrechen. Im letzten Jahr haben 500 Leute aus den drei Pfarren teilgenommen. „Wir versuchen nicht nur das Gebet zu pflegen, sondern auch die Begegnung“, sagt der Pfarrer. Zur Gemeinsamkeit tragen auch die drei Chöre der Pfarren bei: Letzten Advent haben sie erstmals zu einem gemeinsamen Adventsingen geladen, das in allen drei Pfarren gehalten wurde. Für die Sänger und Sängerinnen war es schön, nach den vielen Proben gleich dreimal auftreten zu dürfen, erzählt Johann Burgstaller.Was Beharrlichkeit auch durch gelegentliche Krisen hindurch bewirken kann, sieht man an der Jugendarbeit von Treubach. Helga Erlinger ist für die Kinder- und Jugendpastoral der Pfarre zuständig. Aus dem früheren Jugendchor sind die Träger der Jugendarbeit heute hervorgegangen. Es gibt ein sehr reges Jungscharleben. Je zwei Jahrgänge zwischen dem 7. und 15. Lebenjahr bilden eine Gruppe. Monatlich treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene an einem Sonntag.
Einen interessanten Weg geht Treubach in der Firmvorbereitung: Jugendliche, die erst vor kurzem gefirmt worden sind, bereiten die nächsten Firmlinge vor. Natürlich werden sie selbst dabei begleitet und unterstützt vom Pfarrer. In die ganze Pfarre bringen sich die jungen Menschen ein, als Kantoren und Lektoren. „Was Kinder und Jugendarbeit betrifft“, lobt Pfarrer Sawinski die Treubacher: „Wir sind die besten im Dekanat“. Seit 1990 gibt es in Treubach den Jugendtreffpunkt „Tschacherl“. Er ist beliebter Treffpunkt für Jugendliche der ganzen Region. Auch in Roßbach und St. Veit hat die Jugendarbeit neue Impulse erfahren, es gibt neue Gruppen.
Der Weg zu lebendigen Pfarren
Nie soll ein einziger Mensch alles tragen müssen. Immer braucht es ein Team, das hinter einer Sache steht. Und manchmal soll man den Mut haben, einen Schritt zurückzutreten. Mit solchen Grundprinzipien übt Pfarrer Sawinski sein Amt in den drei Pfarren aus. Eine Seelsorge der vielen kleinen Schritt ist es. Daß man aus dem Glauben heraus auch verantwortlich handeln muß, ist ein weiteres Ziel, zu dem der Pfarrer zu motivieren versucht. Zwar eingespannt, aber auch nicht überfordert zu werden, daran finden die Gläubigen der drei Pfarren zunehmend Gefallen. Die Dinge nur laufen zu lassen, hätte nicht weitergeführt. Sich selber einzubringen macht Pfarre spannend.
Sehr positiv sieht Pfarrer Sawinski die Angebote der Linzer Zentralstellen. Die Angebote aus dem Pastoralamt der Diözese werden in den drei Pfarren sehr intensiv genutzt. „Was bei uns gut gelingt, ist auch ein Erfolg des Pastoralamtes“, meint der Pfarrer. An Kleinigkeiten wird es sichtbar. Wenn bei den Verlautbarungen die Leute ihre Anliegen selber vorbringen, statt sie vom Pfarrer „verlesen“ zu lassen, beispielsweise.Die Bausteine der Kirche sind die Menschen selbst. Es brauchte ein Umdenken. „Unsere Generation war geprägt von der Katholischen Aktion“, erzählt Alois Epner. Im Bildungshaus Puchberg haben sich Leute wie er oder Frieda Schindecker die entsprechenden Impulse geholt. Junge Leute hätte heute eine andere kirchliche Prägung. Man muß heute mehr selbst aktiv werden. So nehmen sich Mütter in Roßbach um die Kinder und Jugendlichen an. Die Frauenbewegung war in Roßbach schon immer ein wichtiger Motor der Kirche.
Steckbrief
Roßbach
Die Pfarrkirche Roßbach – dem hl. Jakob geweiht – geht auf eine 1140 errichtete Schloßkapelle zurück. 1200 wurde sie zur Pfarrkriche. Der Bischof von Passau und der Herzog von Bayern teilten sich ursprünglich das Recht, abwechselnd die Pfarrerstelle zu besetzten.
Treubach
Schon im Jahr 803 taucht der Name Treubach in Urkunden des Stiftes Mondsee auf. Auch hier gab es eine im Jahr 1140 erwähnte Burgkirche. Selbständige Pfarre wurde Roßbach im Jahr 1785, bis dahin hatte sie wie auch St. Veit zu Roßbach gehört.
St. Veit
Die älteste Ortschaft der 400 Einwohner zählenden Gemeinde St. Veit, Marlupp, wird schon im Jahr 711 urkundlich erwähnt. In der ländlich geprägten Gemeinde wird zur Zeit ein neues Siedlungsgebiet erschlossen. Landschaftsprägend sind der St. Veiter Bach und die Mettmacher Ache, die die Gemeinde durchfließen.