Die Bank wurde als Pfarrzentrum adaptiert. Raumnot war unterträglich
Ausgabe: 1999/18, Weibern
04.05.1999 - Martin Kranzl-Greinecker
Jahrelang litt die Pfarre Weibern darunter, kein Pfarrheim zu haben. Vor drei Jahren wurde die Raiffeisenkasse auf ehemaligem Pfarrgrund neu gebaut. Und die Pfarre zog – nach Adaptierung – in das frühere Bankgebäude Den Verantwortlichen der Pfarre ist die Freude anzusehen, wenn sie von ihrem Pfarrzentrum reden. Seit es die neuen Räumlichkeiten gibt, ist in der Pfarre Weibern vieles möglich geworden. Früher spielte sich das Pfarrleben im alten Gemeindeamt, beim Mesner in der Stube und anderswo ab. Nun hat der Kirchenchor endlich ein fixes Probenlokal, die Jungscharstunden finden nicht mehr im Keller der Volksschule statt und an jedem Dienstagnachmittag treffen sich Mütter mit Kleinkindern zur Spielgruppe. Die Frauen sind in der Pfarre Weibern gut verwurzelt. Sie sind – wie in vielen Orten – als Kath. Frauenbewegung für die Gestaltung gelungener Märkte verantwortlich und beteiligen sich im Kinderliturgiekreis an der Vorbereitung der Familiengottesdienste. Auch im Pfarrgemeinderat stellen sie die Mehrheit, ja sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Eine Veranstaltungsreihe der letzten Zeit scheint Früchte zu bringen. Nach drei biblischen Vorträgen des diözesanen Bibelreferenten Dr. Franz Kogler etabliert sich derzeit ein Bibelkreis.
Wertschätzung für Heimisches und Fremdes
Wenn Bauern zusperren, leiden die Dörfer
Der Bauernstand hat in Weibern Geschichte. Die „Weiberau“ in der Nähe des Ortes war zur Bauernkriegszeit ein Sammelplatz der „Schwarzen Bauern“, wie die Aufständischen hießen. Heute haben die Bauern wieder zu kämpfen und zwar ums wirtschaftliche Überleben. „Das Bauernsterben hat unseren Ort längst erfaßt“, berichtet Pfarrgemeinderatsobmann Franz Stockinger. „Jetzt geht es sogar schon in den Ortschaften los. Die einen sperren zu und die anderen übernehmen Betriebe dazu.“ Für die Gemeinschaft in den Dörfern ist es nicht gerade gut, wenn die Leute nicht mehr zuhause arbeiten. Denn die Gemeinschaft lebt und stirbt mit der Präsenz und dem Mittun der Leute. Klar, wenn man bedenkt, daß es in der Gemeinde Weibern 30 aktive Vereine gibt. Solch lebendiges Engagement zeugt von großer Wertschätzung des eigenen Ortes. Nicht nur die Zukunft der heimischen Bauern ist in Weibern ein Thema. Seit Jahren verkaufen Mitglieder des „Eine Welt-Teams“ Produkte aus der sog. Dritten Welt, für die Produzenten besser bezahlt werden als am Weltmarkt.
Steckbrief
Das Wasser der Trattnach, die im Hausruck entspringt und früher eine Reihe von Mühlen in Weibern betrieb und der Buchstabe „W“ sind die tragenden Motive des Ortswappens. Der Name Weibern, sorgt auch heute, da die deutsche Sprache „Weiber“ längst Frauen nennt, noch für staunende bis schmunzelnde Blicke. Aber nur der Legende nach hat der Name mit „Weibern“ im biologischen Sinn zu tun. Eine Volkssage erzählt von drei Fräulein („Weiber“), die auf einer Burg in der Gegend gelebt hätten und die Gründerinnen der Pfarrkirche gewesen wären. Tatsächlich kommt der Name vom Wort „Wiwari“ (=Weiher), der bereits 785 in einer Schenkungsurkunde an das Hochstift Passau erwähnt wird. Die dem hl. Stephanus geweihte Pfarrkirche wurde um 1500 erbaut und später barockisiert. Jahrhundertelang gehörte Weibern zur Pfarre Hofkirchen/Trattnach, erst seit 1891 ist die Pfarre selbständig. Den Pfarrhof errichtete der Hofkirchner Pfarrer Moritz Prechensteiner um 1740 aus eigenen Mitteln. Heute zählt die Pfarre Weibern 1420 Katholiken, die im Ort und in den 20 Ortschaften der Gemeinde leben. Pfarrer ist seit 1961 KsR Josef Andlinger, der auch 10 Jahre Dechant des Dekanates Gaspoltshofen war.Seit 20 Jahren beherbergt Weibern das ö. "Kim-Zentrum"
Weibern ist, so der frühere PGR-Obmann und langjährige Dekanatsjugendleiter Sepp Oberndorfer, eine „typische Jugendpfarre“. Die Jungschar hat sich erst in den letzten 15 Jahren gut entwickelt, derzeit erlebt sie eine echte Blüte. Oberndorfers Wunsch und der vieler Jugendlicher wäre der Neustart eines offenen „Jugendtreffs“, der jede Woche einmal Gelegenheit zum Zusammenkommen bietet. Nicht nur die Pfarre engagiert sich in Weibern für Kinder und Jugendliche, sondern auch die KIM-Bewegung. 1977 kaufte sie einen desolaten Bauernhof und restaurierte ihn vorbildlich. Heute stehen im KIM-Zentrum Gemeinschafts- und Schlafräume für Jugendkurse, Kinderlager und Schulentlaßtage, für PGR-Klausuren und Firmlingswochenenden zur Verfügung. 1998 wurden mehr als 4000 Nächtigungen gezählt.
Was ist KIM?
KIM – ausgeschrieben: „Kreis junger Missionare“ – ist eine Jugendaktion, die 1962 von dem in Grieskirchen geborenen und jetzt in Brasilien wirkenden P. Hubert Leeb gegründet wurde. Ursprünglich war sie als Aktion für Priester- und Ordensberufe gedacht, heute versteht sie sich als „Bewegung zur Förderung von Berufungen in der Kirche“. Die Zentrale befindet sich in Ingolstadt (Bayern). Verwantwortlicher Leiter der KIM-Bewegung ist P. Johannes Haas OSFS.
Was tut KIM?
Besonderen Stellenwert nimmt in der KIM-Bewegung die Bibelarbeit ein. In „Bibelzellen“ (Gesprächsgruppen) wird die Hl. Schrift gelesen und auf das Leben angewandt. Einkehrtage, Wallfahrten, Jugendreisen und Ausbildungskurse gehören ebenso zum KIM-Programm wie Ferienangebote für Jugendliche in Klöstern. Jedes Jahr führt KIM außerdem eine Sozialaktion durch. Beliebt sind unter Briefschreibern auch die attraktiven KIM-Kunstkarten.