In Mattighofen wurde 1438 ein Kollegiatsstift gegründet: Weltpriester leben in Gemeinschaft und pflegen die feierliche Liturgie sowie das Chorgebet, ohne an eine Ordensregel gebunden zu sein. Mattighofen ist ein Chorherren-Stift. Davon gibt es zwei Arten: Regulierte Chorherrenstifte (etwa Reichersberg oder St. Florian) und Kollegiatsstifte (in der Diözese Linz übrigens nur Mattighofen).
Das Stift Mattighofen bestand lange aus acht Chorherren. 1685 wurde es zur Propstei erhoben. 1864 verlieh Papst Pius IX. den Pröpsten von Mattighofen das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien (Mitra und Stab) und des Brustkreuzes an der Kette. Heute ist Mattighofen nur noch auf dem Papier Kollegiatsstift. Es gibt seit langem keine Kanoniker mehr. Ein Propst wurde jedoch immer ernannt. 1908 erlosch das Recht zum Tragen des Stabes und mit der „Prälatenreform“ 1968 auch das Recht zum Tragen der Mitra. Das Brustkreuz darf weiterhin getragen werden. Mag. Walter Plettenbauer ist seit 1983 Pfarrer und damit Propst. Seit 1992 ist er auch Dechant des Dekanates. Bis vor drei Jahren wirkte ein Diakon in der Pfarre. Karl Wanka, ein pensionierter Priester, hilft in der Seelsorge mit.
„Neunzig Prozent der Arbeit des Diakons haben nun ehrenamtliche Laien übernommen“, erzählt Propst Plettenbauer. „Ich habe immer offene Ohren gefunden“, sagt er erleichtert darüber, daß die Laien viel zum aktiven Pfarrleben beitragen: In der PGR-Arbeit lag der Schwerpunkt des Jahres auf der Arbeit mit Kindern. Drei Laien führen die Taufgespräche, drei Laien übernehmen auch die Kindergartenführung. Laien setzten sich für die Wiederbelebung der Fußwallfahrt ein. Laien – bis zum Sommer noch die Schwestern – gehen ins Altenheim und bringen die Kommunion.
Von 1891 bis 1999
Schwestern ziehen sich vom Kindergarten zurück
1891 kamen die Vöcklabrucker Schulschwestern nach Mattighofen. Heuer endet diese Ära segensreichen Wirkens – die Franziskanerinnen von Vöcklabruck (wie der Orden jetzt heißt) gehen vom Kindergarten fort: Sr. Floriberta kommt ins Kinderdorf St. Anton in Bruck an der Glocknerstraße; Sr. Heribalda wird nach Vöcklabruck ins Mutterhaus gehen. Am 11. Juli 1999 feiert die Pfarre einen Dankgottesdienst. Ende Juli geht der Kindergarten in die Sommerpause. Und wenn er im September seine Pforten wieder öffnet, steht er unter neuer Leitung und auf neuen organisatorischen Füßen: Die Pfarre führt den Kindergarten weiter, dafür setzte sich vor allem der Pfarrgemeinderat ein. Mandatsträger – unter Leitung von Dipl.- Ing. Vogl – übernehmen im Auftrag von Propst Plettenbauer die Kindergartenleitung.
Pfarr-Splitter
- Neuer Schwung im Bildungswerk120 Besucher kamen zum Vortrag von Rektor Ernst Bräuer zum Thema „Was die Seele zum Leben braucht“ am 17. Juni in den Vortragssaal der Musikschule! – Sie zahlten nicht nur Eintritt, sondern spendeten spontan auch S 4.500,– für einen unerwartet anwesenden Priester aus Tanzania. Der Schwerpunkt der Veranstaltungen übers Jahr lag auf Vorträgen, die sich mit den Sekten befaßten und auf die Schätze des eigenen Glaubens blickte sowie eigenen Defiziten nachgingen. Fast immer konnte sich das fünfköpfige Team um Bildungswerkleiter Franz Wührer über sehr guten Besuch auch aus den Nachbarpfarren freuen: 150 Teilnehmer/innen, 170 Teilnehmer/innen . . .!
- Gepflegte KirchenmusikDie Kirchenmusik hat einen hohen Stellenwert. Mit Musiklehrer Hermann Göbl, der auch bei der Pfarre als Chorleiter und Organist im Dienst steht, kann sich Mattighofen auf einen im Mozarteum ausgebildeten Musiker stützen. Für die Kirchenmusik spart Propst Mag. Plettenbauer nicht mit Lob – er spricht von „gloriosen Aufführungen“.
- Jungschar mit viel ElanAls vor drei Jahren der ständige Diakon Alois Sattlecker nach Braunau zog, stand die Jungschar vor einem Problem: Woher einen neuen „Motor“ nehmen? Doch es fanden sich gleich zehn „neue Motoren“, junge Erwachsene, die bereits 50 Kinder für die Jungschar begeistern.
- Wallfahrt vor zwei Jahren belebtAm 29. Mai 1999 führte die Pfarre die heurige, voriges Jahr neu belebte Wallfahrt durch. Ziel war Maria Schmolln. Gedanken von Theresa von Lisieux (ihr „Kleiner Weg“) machten auf dem Weg nachdenklich. Viele kamen auch mit Pkw oder Bus, Altenheim und Kindergarten, Pfarrälteste und -jüngste, waren gut vertreten. In der Wallfahrtskirche wurde ein feierlicher, von vielen mitgestalteter Gottesdienst gefeiert. Die Pfarrwallfahrt stärkt das Pfarrbewußtsein, regelmäßige spirituelle Übungen der Gemeinde sind Propst Plettenbauer ergänzend dazu wichtig: Seit etwa zwei Jahren gibt es daher eine monatliche Anbetung.
Auf-Bauend
In der Pfarre Mattighofen wurde von 1986 bis 1997 sehr viel renoviert und gebaut: Der Innenraum der Kirche wurde generalsaniert, die beiden Stiftsgebäude (Propstei und Kapitelhaus) außen und innen renoviert. Am Dreifaltigkeitssonntag wurde eine neue Orgel gesegnet. Mattighofen ist ein kirchenmusikalisches Zentrum.
Steckbrief
Die Pfarre Mattighofen ist größer als die Gemeinde, denn ein Teil der politischen Gemeinde Schalchen gehört ebenfalls zum Pfarrgebiet. Etwa 4.600 Katholiken leben in dieser Pfarre, insgesamt haben hier 5.500 Menschen ihr Zuhause, unter ihnen sind etliche evangelische Christen. Mattighofen ist Sitz einer evangelischen Pfarrgemeinde.Der Name Mattighofen wurde durch das KTM-Werk in alle Welt hinausgetragen. Markenfahrräder und Motorräder hatten und haben einen guten Ruf. Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten allerdings Ende 1991 in den Konkurs; für viele Arbeitnehmer waren es bittere Zeiten. Nun stehen die Nachfolgebetriebe wieder auf guten wirtschaftlichen Füßen. Die Stadt knüpft damit und dank der Tatsache, daß weitere größere Betriebe Arbeitgeber für die Umgebung sind, bei der Tradition an: Arbeiterschaft und Bürgertum prägen das Bild. Dazu kommen die Berufsschüler (KFZ-Mechaniker und -Elektriker sowie Berufskraftfahrer), denn Mattighofen beheimatet die älteste Internatsberufsschule unseres Bundeslandes. Es gibt auch etliche Auspendler nach Burghausen. In diese Situation hinein ist die Kirche gerufen, den Menschen heute wie damals Zeichen und Einladung zu sein.