Pro Tag sind wir Bürgerinnen und Bürger in Kontakt mit etwa 3000 Werbebotschaften, die über Radio, Fernsehen, Plakate etc. an uns herangetragen werden. Müssen da nicht zwangsläufig die Wahlplakate untergehen?
Viele Wahlplakate hängen. Wählen wir am Wahltag das beste Plakat? – Dr. David Pfarrhofer, Vorstand des Linzer Meinungsforschungsinstitutes market, sagt: „Plakate wirken eher nach innen als nach außen.“
Emotionen
Die Stimmabgabe am Wahltag wird von mehreren Faktoren beeinflusst – von der Parteien-Identifikation, die war früher viel stärker. Von den Personen – sie sind wichtig. Von den Themen, auch davon, wie sich eine Partei gegen andere als unsympathisch empfundene abgrenzt. Der Wettbewerb um die Stimmen wird weniger durch die Plakate entschieden, sagt Pfarrhofer, sondern durch Medien, die die Emotionen besser bedienen können: neue Medien, Fernsehspots, persönliche Kontakte, also Hände-Schütteln.
Plakate
Es geht darum, Präsenz zu zeigen, die eigenen Funktionärinnen und Funktionäre zu motivieren. Würde man nichts aufhängen, würde es sehr demotivierend wirken. Die Plakate haben auch die Aufgabe, die Partei-Linie in Erinnerung zu rufen. „Je einfacher ein Plakat ist, desto leichter wird es verstanden, je komplexer seine Inhalte, desto schwerer tut sich das Plakat anzukommen“, sagt Pfarrhofer. So setzt die ÖVP auf intensives Hinweisen auf den Landeshauptmann und auf Erfahrung. Die SPÖ will alle ansprechen, die FPÖ ruft nach sicheren Grenzen und beschwört die Heimat, die GRÜNEN bringen mehrere Botschaften, unter anderem, dass sie für Schwarz-Grün sind. Die NEOS wollen gegen die etablierten Parteien frech sein. Natürlich gibt es mehr Inhalte, aber das sind Kern-Themen der jeweiligen Parteien-Präsenz.
Wetter
Wichtig für die Wahlentscheidung wird das Asyl-Thema. Eine präzise Wahl-Prognose lässt sich nicht machen, Trends schon. (Sie stehen hier aber nicht zur Debatte.) Noch immer gibt es viele, die nicht wissen, wen sie wählen, und solche, die erst knapp vorher entscheiden, ob sie wählen. Ein Viertel etwa wird der Wahl fernbleiben. Ob die Sich-spät-Entscheidenden wählen gehen, hängt auch vom Wetter ab. Ist es sehr schön oder extrem unfreundlich, sinkt die Wahlbeteiligung.
Werte
Wetter, Personen, Inhalte, Motivation – alles spielt eine Rolle. Christliche Werte dagegen kaum mehr, sagt Pfarrhofer. Die traditionellen Pflichtwerte (etwa Höflichkeit) sind im Rückzug, Freiheitswerte (Erfolg zum Beispiel) sind im Aufwind. Das zeigt sich auch in sinkender Bindungsrate (Ehe, Kirche, Parteien), ja selbst die Marken-Treue nimmt ab.
Demokratie
Mit der örtlichen Nähe des zu wählenden Parlaments nimmt das Wahlinteresse zu. Die Bürger/innen sehen die Gemeinde eher wichtig als Brüssel. Doch dort fallen viel weitreichendere Entscheidungen, gibt Pfarrhofer zu bedenken. „Das Projekt Europa ist stark unter seinem Wert geschlagen!“ Hier ist die politische Bildung gefordert