Kopf der Woche – Bischof der Prälatur Xingu Erwin Kräutler
Ausgabe: 1999/27, Kräutler, Xingu, Hirte
06.07.1999 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Am 12. Juli feiert Erwin Kräutler, Bischof der Prälatur Xingu, seinen 60. Geburtstag.
Als Erwin Kräutler 1981 von seinem Onkel Erich das Bischofsamt für die Prälatur Xingu übernahm, tat er das erst, nachdem ihm der Päpstliche Nuntius schwarz auf weiß gezeigt hatte, daß er von den Mitarbeitern in der Diözese mit überwältigender Mehrheit für diesen Dienst vorgeschlagen worden war. Abgesehen von seinem Vorarlberger Freundeskreis hat damals kaum jemand den 42jährigen Missionar vom Kostbaren Blut gekannt. Das hat sich schlagartig geändert, als er am 1. Juni 1983 bei einer Demonstration von Landarbeitern von der Militärpolizei mißhandelt und festgenommen worden war. Am 10. Oktober 1987 rammte ein Kleinlaster auf der Tranamazonica den Wagen des Bischofs. Pater Salvatore wird bei dem Anschlag getötet, Bischof Erwin schwer verletzt. „In diesem Land ist das der Preis, wenn man entschieden auf der Seite der Armen steht. Warum soll es da dem Bischof bessergehen als den vielen kleinen Leuten, die gegen das Unrecht aufstehen.“
Mitleben und Mitleiden mit jenen, die an den Rand gedrückt werden, ihren Karfreitag mittragen, und ihnen Mut machen, daß es auch für sie ein Ostern gibt – das ist für Erwin Kräutler „Befreiungstheologie“. Sein Auftreten gegen die „Gesetze des Todes“ erregte – neben viel Zustimmung – auch bei uns Unmut. 1986 untersagte ihm der Regensburger Bischof einen Gottesdienst in Wackersdorf, 1992 durfte er bei den Salzburger Hochschulwochen nicht sprechen.
„Hirte sein heißt für mich, das Leben mit den Menschen zu teilen, gemeinsam im Glauben zu wachsen und solidarisch mit den Armen für mehr Gerechtigkeit einzutreten.“ Bischof Erwin Kräutler