13.08.1999 - Kirchenzeitung der Diözese Linz, Wolfgang Katzböck
Stifte gelten heutzutage auf Grund ihrer Bauwerke gemeinhin als Zeugen einer großen Vergangenheit. Dabei aber hatten die Klöster – und tun es auch heute – immer ebenso die Gegenwart und Zukunft im Blick. Diesen Zukunftsaspekt sichtbar zu machen war für das Stift Kremsmünster ein Antrieb, Künstler einzuladen. Anlass dafür war das 450-Jahr-Jubiläum des Stiftsgymnasiums. Zwölf oö. Künstler gestalteten Objekte aus verschiedensten Materialien. Die in den Höfen, Gärten, Vorplätzen und Gräben ausgestellten Arbeiten zeigen die Vielfalt dreidimensionaler Ausdrucksmöglichkeiten. Die „Räume“, in denen sich die Objekte vorübergehend befinden – ob es nun der Wassergraben ist oder der Konventgarten –, sind nicht bloßer Hintergrund; sie lenken die Aufmerksamkeit der Betrachter auf komplexe Beziehungen. Die Liste der beteiligten Künstler/innen ist durchaus prominent: Josef Baier, Gerald Bogner, Waltraut Cooper, Franz Frauenlob, Gottfried Hoellwarth, Wolfgang Kirchmayr, Maria Moser, Rudolf Pointinger, Erwin Reiter, Kurt Steinberg, Waltrud Viehböck und Gerhard Wünsche laden zu einem Rundgang durch das Stiftsareal und zur konstruktiven Auseinandersetzung ein.
Bei Gottfried Hoellwarths Objekt „Die 12 Apostel“ handelt es sich beispielsweise um zwölf im Prälatenhof angeordnete Granitblöcke. Mit dem Kreuzmotiv versehen, geben sie dem mächtigen Geviert eine zusätzliche Gliederung und Aussage. Vom Material her dem Historischen des „Raumes“ durchaus angepasst, stellen sich die „Apostel“ andererseits aber sperrig der bestehenden Architektur entgegen. Am Betrachter liegt es, den Dialog von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzunehmen.