Neun Pfarren kümmern sich um die Seelsorge in Steyr. Am Beispiel dreier Pfarren wird der Wandel deutlich, den die Kirche von Steyr mitmacht.
Die letzten Installationen werden bewerkstelligt, doch ein Großteil des Hauses ist schon belegt. Am 19. November wird das Kolpinghaus Steyr nach einer Generalerneuerung eröffnet. Studenten der neuen Fachhochschule „FAZAT“ (Fachzentrum für Arbeit und Technik)finden hier kostengünstig Unterkunft. Pfarrer Dr. Alexander Kronsteiner von der Vorstadtpfarre St. Michael ist stolz: „Damit zeigen wir, dass wir für jene etwas tun, die uns brauchen.“ Nach der Erneuerung des ältesten Kindergartens Österreichs, seit 1846 ununterbrochen in Betrieb, ist das sein zweites Werk in kurzer Zeit. Eine langfristige Investition in die Zukunft zu Gunsten von Menschen, so sieht es der rührige Seelsorger.
Die Vorstadtpfarre in Steyr umfasst zusammen mit der Stadtpfarre selbst den historischen Kern der Stadt. Mag. Roland Bachleitner ist hier seit 1986 Pfarrer. Es ist schwierig geworden, sagt er, aus dem Kreis der eigenen Pfarre Männer und Frauen zu finden, die künftig die Seelsorge tragen können und wollen. Etwa Tischmütter für die Erstkommunionvorbereitung zu finden, die auch das nötige Glaubensfundament mitbringen, würde immer schwieriger.Ein Blick in die Pfarrstatistik zeigt, wie sehr Grenzen in der Stadt an zwei Flüssen – Enns und Steyr – ins Fließen kommen. Fast genau so viele Kinder von auswärts werden in der Pfarre getauft wie eigene Pfarrkinder. Und mehr Kinder aus der eigenen Pfarre werden auswärts getauft.
Gemeinsam mit der Vorstadtpfarre führt die Stadtpfarre einen Friedhof. Um eine sehr gute Gestaltung von Urnenbegräbnissen sorgt ich dort die Friedhofsverwalterin Gertrude Schönberger. „Niemand könnte das so gut wie sie!“, lobt der Pfarrer.
Ans andere Ufer der Enns: Jahrzehntelang war die damals neue Kirche Anziehungspunkte für hunderte Jugendliche aus der Region. Das Jugendzentrum FIO hatte auf der Ennsleite seinen Sitz. Anfang der Neunzigerjahre war Schluss. Dechant Ernst Pimmingstorfer, seit 38 Jahren hier Pfarrer, kann heute darauf bauen: Fast alle, die heute in der Pfarre aktiv sind, kommen aus dem ehemaligen FIO, erzählt er. Jetzt gibt es auch wieder Jugendmessen auf der Ennseithe, bis zu 400 Jugendliche aus dem Dekanat kommen einmal im Monat her. Matthäus Fellinger
Steckbrief
Ein Beispiel
Was sich in Steyr in diesem Jahrhundert ereignet hat, ist beispielgebend für jene Regionen in Europa, die unter Krieg leiden. Noch im Steyr der Zwischenkriegszeit gingen Rote und Bürgerliche aufeinander mit Waffen los. Ein Versöhnungsgottesdienst 1984 war Eisbrecher, als Pfarrer Pimmingstorfer eine Entschuldigung für die Verletzungen aussprach, die von kirchlicher Seite begangen wurden. Stadt und Kirche, die politischen Lager sind nicht mehr Feind. Sie arbeiten an gemeinsamen Projekten. Im Pfarrhof am Tabor bei Pfarrer Dr. Alcantara Garcias, gibt es ein jährliches „Essen“ der Politiker.
Die uralten Zunftfahnen in der Stadtpfarrkirche weisen auf die Gewerbetradition der Stadt, die mit der Industrialisierung zur Blüte gelangte, und die dann wie kaum eine andere unter Arbeitslosigkeit litt. Es sind nicht nur die Sorgen eines Lagers. Es sind gemeinsame Sorgen der öffentlichen Einrichtungen von Steyr. „Friede“ steht auf dem Denkmal vor der Stadtpfarrkirche, das an an den Zweiten Weltkrieg erinnert .
Integration ohne Gehorsam
Jugendliche hinterfragen ihre Welt – Auch für Erwachsene
Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft ist Thema der „Spiegelungen“, die im November in und um das Museum Arbeitswelt in Steyr stattfinden.Wie kann die Integration von Jugendlichen in der Gesellschaft erfolgen, ohne daran Bedingungen von Gehorsam und Anpassung zu knüpfen? Diese Frage wird im November im und um das Museum Arbeitswelt verschiedendste Menschen beschäftigen.
22 Initiativen und Gruppierungen haben sich auf Initiative des Museums Arbeitswelt zur Plattform Kultur und Soziales Steyr zusammengeschlossen, um die Veranstaltungsreihe „IntegrationEN. Leben in unserer Gesellschaft“ durchzuführen. Thema im September war die Gesundheit, im Oktober die Armut, im November steht die Jugend im Mittelpunkt.
Jugend in Ausstellung
Schwerpunkt der Veranstaltungsreihe ist die Ausstellung „Spiegelungen“ in der Zeitwerkstatt beim Museum Arbeitswelt.Jugendliche erstellten Fragebögen, um bei anderen Jugendlichen Themen wie Suchen, Sucht, Arbeit, Arbeitslosigkeit, Gewalt zu hinterfragen. Im Sommer und Herbst waren Jugendliche interviewend in Steyr unterwegs, auf der Straße, in Schulen aber auch bei Events. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung gezeigt – mit Videos, Dias oder akkustisch.
Das Rahmenprogramm enthält kulturelle Aspekte wie die Eröffnung am 6. November (20.30 Uhr) mit einem Liederprogramm von Schöller&Bacher, oder einer Electronic Art Exibition im Jugend- und Kulturhaus Röd@. Neben Projekten werden auch Workshops und ein ökumenischer Jugendgottesdienst veranstaltet.Christa Nowshad, Leiterin der „Spiegelungen“, möchte, „dass es den Jugendlichen Spaß macht. Die Erwachsenen sollen die Jugendlichen besser verstehen lernen.“ Information: Tel. 07252/773 51-15, Fax-Dw-11, paed@museum-steyr.at. Judith Moser
Mit dichtem Programm feiert das Jugendzentrum Gewölbe Neueröffnung. Die neue Adresse in Steyr für alle, die gern andere Jugendliche treffen, heißt Pfarrgasse 6 (Tel. und Fax: 07252/51 636, E-Mail: gewoelbe@kt-net.at, http://www.kt-nt.at/~gewoelbe) Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 12.30 bis 18 Uhr. Das Opening beginnt am 5. November um 18 Uhr mit einem Tanzauftakt. Nach der Begrüßung gibt’s eine virtuelle Führung, Bars, Buffet, Gewinnspiel und Videowall. Um 19.45 beginnt das Happening mit „Tanz-Elements“, “Gortahork“, “2 groove“. Open End unter dem Motto „Dancing the night away!“.
Angebot und Nachfrage
Seit 19 Jahren leitet Mag. Erich Aufreiter das Bildungszentrum Dominikanerhaus am Stadtplatz in Steyr. Für die gesamte Region bringt dieses von Diözese und Steyrer Pfarren getragene Haus wichtige Akzente. Im Programmangebot spiegelt sich der Wandel in der Gesellschaft.
Friede, Dritte Welt, Umwelt. Mit solchen Themen konnte man noch vor eineinhalb Jahrzehnten Säle füllen. Heute locken solche Themen kaum mehr jemanden in ein Bildungshaus. Themen, von denen sich der einzelne Mensch für sich selbst etwas erwartet, sind gefragt, beobachtet Erich Aufreiter. So stehen Gesundheitsthemen ganz an der Spitze der Nachfrage. „Kirchendiskussionen“ waren früher sehr gefragt. Heute braucht man sie nicht mehr anzubieten.
Das Dominikanerhaus versucht nach wie vor Impulse zu geben, in dem es Allianzen mit anderen Einrichtungen in Steyr pflegt und bildet. Beim Projekt „Integrationen“, das diesen Herbst in Steyr läuft, ist das Bildungshaus selbstverständlich mit dabei. Im Dominikanerhaus gab es das erste „Kindertheater“ von Steyr. Das „Kinderschutzzentrum“ hatte hier seinen Ursprung, ehe es zu einer Einrichtung der Stadt wurde.
Im selben Haus, neben der Marienkirche der Jesuiten gelegen, bietet der „Treffpunkt der Frau“ seine Angebote an. Die Kirchenbeitragsstelle für Steyr befindet sich hier, Menschen mit Schuldenproblmenen finden im Haus Beratung.