Die Pfarrangehörigen halten auch in schwierigen Zeiten zusammen
Ausgabe: 1999/46, Helfenberg
16.11.1999 - Judith Moser
In kaum einer Pfarre wird das Miteinander der Pfarrmitglieder so deutlich wie in Helfenberg. Dass diese Aktivität auch in weniger frohen Zeiten vorhanden ist, haben die Helfenberger/innen mehrfach bewiesen.„Mit Christus in unserer Mitte wollen wir offen sein, einladen und begeistern“, so lautet das Leitmotiv der Pfarre Helfenberg, das anlässlich einer Visitation durch Prälat Josef Wiener im Juni 1997 ausgearbeitet worden ist.Und die Einladung aus dem Motto ist echt: Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppierungen der Pfarre funktioniert. Ein Beispiel sind die Bibelwochen mit Bibelausstellung im Jahre 1996. Die Frauen der Kath. Frauenbewegung gestalteten eine Schautafel über Frauen in der Bibel, die Männerbewegung eine über die Arbeitswelt zur Zeit Jesu, und die Volks- und Hauptschule widmeten sich der Flora und Fauna in Israel. Auch die Veranstaltungen im Rahmenprogramm waren sehr gut besucht.Nächster Schwerpunkt war eine Unterschriftenaktion 1998, in der die Pfarre die „Aufhebung der Bindung des Priesteramtes an die ehelose Lebensform (Zölibat) forderte“ und „die Möglichkeit, dass ,Priester ohne Amt’ (verheiratete Priester) wieder den Priesterberuf ausüben dürfen“.
Große Projekte
1024 Pfarrangehörige (das sind 61 Prozent der Unterschriftsberechtigten) haben diese „Aufforderung an die Kirchenleitung“ unterschrieben. Auslöser für die Aktion war die Einsicht, dass die Einrichtung von Seelsorgeräumen nicht über den zunehmenden Priestermangel hinweghelfen würde. Die Helfenberger/innen hatten erst 1995 die Installation ihres Pfarrers Johann Greinegger gefeiert. Beinahe ein Jahr mussten sie nach dem Tod von Pfarrer Wilhelm Wolkerstorfer, der 34 Jahreim Amt war, ohne eigenen Pfarrer auskommen. Die Pfarrangehörigen erlebten diese „pfarrerlose Zeit“, als sehr schmerzlich. Die „Aufforderung an die Kirchenleitung“ wurde an Papst Johannes Paul II. und an Bischof Maximilian Aichern geschickt.Die nächste große Aktion ist bereits in Planung: „2000 Jahre Christentum“, mit Schwerpunkt auf das 20. Jahrhundert. Doch die Zusammenarbeit in der Pfarre soll auch nicht über Probleme in Helfenberg hinwegtäuschen: Große Sorge bereitet den Ehrenamtlichen, dass pfarrliche Jugendarbeit so gut wie nicht vorhanden ist. Zwar sind die Kinder in der Jungschar aktiv und Schüler und Schülerinnen arbeiten gerne an Projekten mit, aber die 14- bis 30-Jährigen fehlen als Gruppierung. Der Grund wird vor allem darin gesehen, dass Helfenberg zwischen den Schul- und Arbeitszentren Rohrbach und Bad Leonfelden liegt, und selbst auf diesem Gebiet wenig zu bieten hat. Viele Menschen müssen pendeln. Auch in der Landwirtschaft stellt die Region keine Ausnahme dar: Immer weniger Höfe werden bewirtschaftet. Helfenberg setzt für die ökonomische Zukunft vor allem auf den Tagestourismus.
Steckbrief
Der Biber im oberen Teil des Wappens von Helfenberg im Mühlviertel ist das Wappenbild der Piber von Piberstein, unter denen im 13. Jahrhundert das Land um die heutige Gemeinde gerodet und besiedelt wurde. Der rote Balken und die blaue Kugel stammen aus dem Wappen der Inhaber des Schlosses Helfenberg, Revertera. Das Weberschiffchen ist Zeugnis für die (noch immer) bedeutende Textilindustrie in der Gemeinde.Die Pfarrkirche von Helfenberg wird erstmals 1224 urkundlich erwähnt. Kirchenpatron ist der hl. Erhard,Bischof von Regensburg, gestorben etwa 692 n. Chr. Helfenberg ist die einzige Erhard-Pfarre in der Diözese Linz.Von der ursprünglich einschiffigen gotischen Kirche sind noch der Turmeingang, das Hauptportal und der Vorderteil der Kirche erhalten.1712 bis 1716 wurde die Kirche von Baumeister Johann Michael Prunner umgebaut und erweitert. Der gotische Innenteil der Kirche wurde abgerissen und durch ein Rundbogengewölbe ersetzt. Der barocke Hochaltar wurde 1909 entfernt. Der damals errichtete Altar stammt von Simon Rabeder aus Ottens-heim. Er zeigt den Kirchenpatron bei der Taufe der hl. Ottilie. Die Kirche wurde erst im heurigen Jahr innen renoviert.