Von den gut 1800 Einwohnern gehen jeden Sonntag 650, manchmal 700 Leute in die Kirche. Das ist eine beachtlich hohe Kirchenbesucherzahl.
Ist in der Pfarre Schönau die Welt noch in Ordnung? Sie liegt im waldreichen Mühlviertler Bergland zwischen der Waldaist und der Kleinen Naarn und ist von Linz etwa 50 und von Perg 20 km entfernt. Neben dem Pfarrgemeinderat be„wegen“ Kath. Frauenbewegung und Männerbewegung das pfarrliche Geschehen mit zahlreichen Aktivitäten stark mit. KFB und KMB haben eine rege Aktivistenrunde. So gestaltete die KMB zusammen mit dem Fotoclub vergangenen Sonntag eine stimmungsvolle Adventbesinnung. Mitglieder der KFB besuchen vor Weihnachten Kranke und Einsame. Neuerdings gibt es drei Spielgruppen für Mütter und Kleinkinder. Auch das Kath. Bildungswerk ist sehr lebendig. Erwähnenswert ist, dass die Religionslehrer jeden Freitag eine Kindermesse für die 120 Volksschüler gestalten. Eine große Schar von 29 Ministranten (der Großteil Mädchen) steht für Gottesdienste zur Verfügung. Prägend für das Ortsleben ist eine rege Vereinstätigkeit mit gutem Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn. Davon profitiert auch die Pfarre, wenn es um Projekte geht, z. B. zur Finanzierung der neuen Orgel und des Pfarrheimumbaues. Die Schulden für den Achtmillionen-Bau (Architektur: DI Quast, Perg, statische Berechnung: DI Pawel, Linz, Bauleitung: BM Pointner von der DFK, Linz) liegen schon unter einer Million. „Die Stimmung gegenüber der Pfarre ist sehr positiv“, stellt Pfarrer Josef Zauner fest, dennoch hat er einige Sorgenfalten auf der Stirn. Der Mangel an Arbeitsplätzen zwingt fast alle Arbeitnehmer/innen zum Pendeln. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden beinahe zur Gänze im Nebenerwerb geführt – eine Belastung für die Frauen, aber für die Kinder noch eine heile Welt, denn die Mütter sind großteils daheim. Kirchliche Jugendarbeit gestaltet sich schwierig durch Pendeln in umliegende Gemeinden sowie in den Zentralraum, aber auch in Konkurrenz durch die Vereine. Das Wochenende ist der Erholung und Unterhaltung vorbehalten, da bleibt wenig Zeit für Gott. Pfarrer Zauner: „Man müsste halt den richtigen Knopf finden, damit sich die Jugend mehr für das Religiöse und Spirituelle interessiert.“ Er hofft, dass später mit den existenziellen Fragen das Interesse steigt.
Steckbrief>/h4>Am uralten Pilgerweg Schönau wurde schon ca. 1230 urkundlich als Pfarre genannt. Erste Christianisierung geschah durch Mönche des Klosters St. Emmeran zu Regensburg um 800. Die Pfarrkirche ist dem hl. Jakobus geweiht – im Altarraum ist der Heilige auf einem Barockbild als Jakobspilger dargestellt. Das Gemeindewappen ist ein „redendes“ Wappenbild des Geschlechtes der Pranter, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts die (erste) Burg Prandegg erbauten und ihr den Namen gaben, ergänzt durch eine das Kirchenpatrozinium des hl. Jakobus des Älteren symbolisierende Pilgermuschel. Früher war es das Abzeichen der Jakobspilger. Darüber zeigt das Wappen zwei schwarze, schräg gekreuzte Brandfackeln als Zeichen für Brandrodungen. Die Gemeinde zählt 1875 Einwohner, etwa so viel wie die Pfarre, die sich mit der politischen Gemeinde flächenmäßig nicht ganz deckt. Durch neue Siedlungsgründe konnte die Bevölkerungszahl (noch) stabil gehalten werden. Derzeit wird der Ortskern neugestaltet, ein neues Gemeindeamt wurde schon errichtet. Abschließend ist ein Schulbau geplant.
Als Pilger unterwegs
„Wir sind als Pilger unterwegs. Wallfahren ist ein Sinnbild für den Lebensweg und das Ziel, auf das wir zusteuern“ sagt Pfarrer Josef Zauner aus Schönau.
Seine Pfarre liegt an einem der uralten Pilgerwege, die von Nord- und Osteuropa zum spanischen Jakobusheiligtum Santiago de Compostela führten. Hier richteten einst die Jakobuspilger die Bitte an den Heiligen, er möge sie auf der weiten Reise beschützen. Vielleicht rührt es daher, dass den Schönauern das Wallfahren ein besonderes Anliegen ist. Jedes Jahr im Sommer pilgert ein große Gruppe – an der Spitze Herr Pfarrer Zauner – zu Fuß einmal nach Mariazell. Außerdem geht eine Gruppe mit Fotoclubchef Johann Langegger nach Maria Schnee in Böhmen bzw. nach Maria Taferl oder zum Sonntagsberg. Dazu kommt eine Fußwallfahrt nach Kaltenberg, nach St. Thomas am Blasenstein und zu einer Wetterkreuzkapelle westlich von Schönau. Heuer steht eine Buswallfahrt nach Polen bevor. Die Schönauer sind nicht nur vorbildliche Wallfahrer, auch das Theaterspielen liegt ihnen im Blut. Was liegt daher näher, als beides zu verbinden, etwa bei Festlichkeiten mit szenischen Darstellungen von Jakobspilgern unter redaktioneller Federführung von VS-Direktor Dr. Dieter Eder, der sich kulturell sehr verdient macht im Ort. Wichtig für Schönau ist eine Theatergruppe, die alljährlich ein Stück spielt. Höhepunkt war eine Jedermann-Aufführung vor der Pfarrkirche.
Wo Kirche auch im Dorf lebt
Schönau hat ein vorbildliches Pfarrsprengelwesen. Die Kirche kommt sozusagen ins Dorf. Es gibt 28 Pfarrsprengeln in elf Ortschaften mit jeweils zwei bis drei Sprengelhelfern. Neben organisatorischen Dingen werden auch kirchliche Anliegen besprochen, wie zuletzt die Pfarrmission. So oft als möglich nimmt Pfarrer Zauner an den Sprengelsitzungen in den einzelnen Dörfer teil – zum Beispiel war er mit einem Modell des neuen Pfarrheimes unterwegs. Zu den Sprengel-Aktivitäten gehört neben Krankenbesuchen und Geburtstagswünschen auch das Maibeten bei einer der Kapellen, von denen es in Schönau fünf große und viele kleinere gibt. Jedes Jahr werden in den Dorfgemeinden gemeinsam mit dem Verschönerungsverein auch Kapellen restauriert. Der Kirchenchor – er wird vom Ehepaar Reisinger bestens geleitet – gibt den Gottesdiensten den festlichen Rahmen; der Chor singt ausnahmslos bei allen Begräbnissen – auch die Blasmusik spielt jedesmal. Für das Gelingen des Herbergsuchens in den Sprengeln sorgt die Männerbewegung. Berührungsängste gibt es hier am Land nicht. Der „Herr Pfarrer“ kommt zu jedem Taufgespräch in die Familien. Das ist bei der Zahl der Geburten gut zu bewältigen. Sie sind heuer stark zurückgegangen. Bisher gab es 15 Taufen gegenüber 30 vor zehn Jahren. Der Zuzug konnte bislang die Bevölkerungszahl noch relativ konstant halten.
Ruine Prandegg
Die im Gemeindegebiet von Schönau gelegene Ruine Prandegg ist die zweitgrößte Burgruine Oberösterreichs. In der Zeit der Reformation herrschte hier das protestantische Geschlecht der Jörger. Im Zuge der Gegenreformation wurde die evangelische Bevölkerung wieder katholisch. Die einstigen Herrschaftssitze verfielen allmählich. Der Meierhof wird derzeit zu einer gastronomisch-bäuerlichen Direktvermarktung ausgebaut.
Schönauer Kochbuch
Einfache, leicht nachkochbare Rezepte – das ist das Geheimnis des Kochbuches „Schönauer Lieblingsrezepte“ der KFB Schönau. Seit 1991 wurden 6400 Stück verkauft (13 Auflagen). Der Ertrag kommt vielen pfarrlichen Zwecken, zuletzt der Errichtung der Küche im neuen Pfarrheim zu Gute.Das übersichtliche Rezeptbuch, gedruckt in der örtlichen Druckerei Haider, kostet S 250,–. Zu bestellen unter Tel. 07261/72 92 oder 72 27.