Die Lesung aus dem Buch Jona enthält eine der vielen wichtigen Aussagen des Alten Testaments über Gott. Viele von uns tun sich ja noch immer schwer mit diesem ersten Teil der Bibel. Nicht wenigen erscheint das Alte Testament mit Jesus Christus als überholt und veraltet. Andere wiederum stellen den „Gott des Alten Testamentes“ gegen den „Gott des Neuen Testaments“, wobei der eine für Gesetz und Strafe, der andere für Evangelium und Liebe steht. Leider tragen bis heute auch immer wieder Theologen dazu bei, dieses Missverständnis aufrechtzuerhalten.
Wie gut, dass es dieses kleine Büchlein des Propheten Jona gibt. Denn mit seiner schemenhaften Darstellungsweise, mit Verallgemeinerungen und märchenhaften Zügen ist es ja weniger ein weiteres unter den Prophetenbüchern des Alten Testaments denn ein großes (An-)Fragezeichen an uns, seine Leser.
So erscheint in ihm die Stadt Ninive, als Urbild von Gottlosigkeit, Frevlertum und Sünde. Ganz klar, dass hier Gott seinen Propheten hinsendet, um dieser Stadt den herannahenden Untergang anzusagen. Jona sträubte sich zwar dagegen (vgl. Kap. 1–2), ging aber dann doch nach Ninive.
Die Einwohner dort reagieren nun ganz anders, als Jona (und vielleicht auch der Leser?) erwartet hätte: sie glauben seinem Wort, ja sie glauben Gott, sehen ihr Fehlverhalten ein, tun Werke der Buße bis zum König hinauf und bekehren sich. Und Gott, der sich in liebevoller Weise schon um seinen Propheten gekümmert hatte, ihn davonlaufen ließ, ihn rettend zurückholte in Jonas persönliche Berufung, nimmt sich nun auch der Niniviten an: Es reut ihn das ihnen angedrohte Unheil und er führt es nicht aus.
Wie schon mehrere andere Texte des Alten Testamentes spricht so nun auch das Jonabüchlein davon, dass es Gott reut, Unheil und Strafe angedroht zu haben. Die Umkehr der Menschen bewirkt, dass er auf Strafe verzichtet (vgl. Ex 32, 12. 14; Jer 18, 8; 26, 3. 13. 19; 42, 10; Joel 2, 13; 2 Sam 24, 16; 1 Chr 21, 15). Diese Reue Gottes ist Ausfluss und Erweis seiner Güte und Treue, seiner Langmut und seines Zuwarten-Könnens auf uns Menschen. Sie ist nicht nur Gefühl und Emotion, sondern ist in Gottes Handeln konkret.
Gott erbarmt sich nochmals seines Propheten, der mühsam in das Erbarmen, Verzichten und Reuen Gottes hineinwachsen muss (vgl. Kap. 4). Jona darf so wachsen und dazugewinnen in seinem Glauben. Er stellt sich diesem mühsamen Prozess. Sind auch wir bereit, unsere Rede von Gott und manche Glaubensvorstellung im Lichte der Heiligen Schrift – auch des Alten Testaments! – neu aufbrechen zu lassen?