Im pfarrlichen Alltag reibt sich manchmal einiges, doch die Waldzeller stehen hinter ihrer Kirche, wenn man sie braucht.
Es war bei einer Klausur des Pfarrgemeinderates im November des Vorjahres, als das Eis gebrochen wurde. Da konnte man endlich einmal offen darüber reden. Die „Chemie“ zwischen dem Pfarrer P. Edward Lipiec, seit 14 Jahren in Waldzell, und vielen seiner MitarbeiterInnen hatte nicht mehr gestimmt. Im Kellerstüberl des Zisterzienserklosters Aldersbach wurde es offen angesprochen. Einmal die Belastungen und Sorgen zu hören führt zu besserem Verstehen. Und so sind Pfarrer und Pfarrgemeinderäte mit gestärkter Hoffnung ins neue Jahr 2000 gegangen. Heuer feiert Waldzell das 750-jährige Bestehen. „Fest geschimpft und fest gespendet!“ So charakterisiert Anton Strasser seine Landsleute. Wenn man sie braucht, dann sind sie da, schätzt der Pfarrkirchenrat die – wenngleich manchmal murrende – Großzügigigkeit der Waldzeller. Und tatsächlich wurden sie für verschiedenste Anliegen in den letzten Jahren immer wieder zur Kasse gebeten. Kirchenaußenrenovierung, eine neue Orgel, dazu noch mehrere kleinere Maßnahmen haben insgesamt 6 Millionen Schilling gekostet und dazu noch viel Zeit für die Robotleistungen.
Die Pfarre lebt in einer Zeit des Umbruchs
Waldzell steht heuer in einer Umbruchsituation. Pfarrer Lipiec ist auch noch für Mehrnbach zuständig. Im zukünftigen Seelsorgeraum Ried-Süd sind für zehn Pfarren vier bis fünf Priester vorgesehen. In Waldzell gestaltet man heuer einmal im Monat einen Wortgottesdienst, der von Diakon Heinz Rieder – sonst Krankenhaus-Seelsorger in Ried – geleitet wird. Ebenso gibt es für die Kinder einen eigenen Wortgottesdienst, der in der Volksschule gefeiert wird. Laien sollen auch in der Liturgie verstärkt zum Zug kommen. In der Fastenzeit und im Advent wird jeweils zu einer Bußfeier eingeladen. Einiges in der Pfarre ist leider zum Erliegen gekommen. So existieren die Kath. Frauen– und die Männerbewegung nur mehr am Papier. Auch die Katholische Jugend besteht nicht mehr im Sinn eines echten Gruppenlebens. Die Ministrantenarbeit und die Jungschar hingehen laufen gut. Von der Firmvorbereitung erhofft sich Pfarrer Lipiec einen Impuls. Zwei Chöre haben bis vor kurzem in Waldzell existiert. Kirchenchor und Singkreis haben sich zusammengeschlossen zur „Chorgemeinschaft Waldzell“, die unter Heinz Wiesinger ein beachtliches Niveau entwickelt hat. Zusammen mit der neuen Rieger-Orgel hat Waldzell damit die Voraussetzung für musikalisches Niveau.
Zisterzienser als Gründer von Waldzell
Im 12. Jahrhundert wurde Waldzell erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert – ein genaues Jahr lässt sich nicht ausmachen – wurde die Pfarre Waldzell vom Zisterzienserstift Aldersbach aus gegründet. Schätze birgt die Pfarrkirche Waldzell, darunter den Hochaltar von Thomas Schwanthaler aus dem Jahr 1683.Sorge macht den Pfarrverantwortlichen der für die Landregion sehr niedrige Kirchenbesuch. Nur jeder 5. Katholik nimmt am gottesdienstlichen Leben regelmäßig teil.Der engere Kreis der in der knapp 2100 Katholiken zählenden Pfarre Aktiven umfasst rund 90 Leute, die sich in den Ausschüssen, als Kommunionhelfer, Lektoren oder beim Chor um das Gesamte der Pfarre annehmen. Ein eigener Ausschuss „Feste und Feiern“ kümmert sich um die Vorbereitung verschiedener Feiern, sofern sie nicht die Liturgie selbst betreffen.Im Jubiläumsjahr gibt es dabei besonders viel zu tun, der Festbogen zieht sich durch das ganze Jahr. Das Jubiläum soll zu einer Besinnung führen: Was ist aus dem geworden, was die Vorgängergenerationen an geistlichen Werten grundgelegt haben?
Der Wald bestimmte das Leben
Wald bedeckt die Hälfte des Pfarrgebietes von Waldzell. Über Jahrhunderte hinweg bestimmte der Kobernaußerwald, eines der größten geschlossenen Waldgebiete Europas, den Lebensrhythmus. Er bot Holzknechten und den Köhlern Arbeit. Holzverarbeitende Betriebe gehören auch heute zu den Unternehmen, die in Waldzell Arbeit anbieten, wie übrigens auch zwei große Transportbetriebe.Holzarbeiter waren es auch, auf die die Gründung von Waldzell zurückgeht. An einem Bach war eine Holzmadonna angeschwemmt worden, für die die „Zelle im Wald“ errichtetet wurde. Der „kalte Kirtag“ am Sonntag nach Dreikönig geht noch auf die Wallfahrt der Innflößer zurück, die an diesem Tag jährlich nach Waldzell pilgerten. Der Kirtag wird noch heute festlich begangen, freilich hat er nicht mehr den Charakter einer Wallfahrt. Charakteristisch für das kirchliche Leben sind Wallfahrten und ähnliche Ausdrucksformen dennoch bis heute. So steht am Beginn des Arbeitsjahres im September jährlich die Waldmesse im Pfarrkalender. Ursprünglich fuhr man in die Berge, um eine Bergmesse zu feiern, doch dann sagten sich die Waldzeller: Schön ist es auch bei uns daheim – und es können außerdem viel mehr Leute mitfeiern. Die meist pensionierten ehemaligen Holzknechte kommen besonders gern zu dieser Messe. In der Fastenzeit werden unterschiedliche Kreuzwege gestaltet, darunter der „Pfarrerwald-Kreuzweg“. Die verschiedenen Gruppen der Pfarre bereiten jeweils eine Station vor. Das „Kornfeldbeten“ zeugt ebenfalls von der mit Natur und Brauchtum verknüpften Frömmigkeit, auch die jährliche dreitägige Fußwallfahrt der Waldzeller nach St. Wolfgang, die nach einer 25-jährigen Unterbrechung seit 1990 wieder gegangen wird. Eine ganze Reihe von Stein gewordenen Glaubenszeugnissen – Kapellen und Wegkreuze – markieren wichtige Punkte in der Landschaft. Rund 40 solcher Kleindenkmäler sind im neuen Heimatbuch dokumentiert.
Suche nach den Spuren
Einen Stapel Dokumente vor sich, sitzen Anna Burghart und Roswitha Aigner am Wohnzimmertisch. Sie haben die Aufgabe übernommen, eine geplante Ausstellung im Sommer vorzubereiten. „Glaube und Religion in Waldzell einst und heute“ wird das Thema sein. Über das „Einst“ ist vor allem Frau Burghart zuständig. Für eine ganze Reihe von Pfarren und Gemeinden hat sie schon in den Archiven gestöbert. So hat sie die geschichtlichen Dokumente über Waldzell in heutige Schreibschrift übertragen, oder auch das Verzeichnis der Häuser. Da entdeckt man beispielsweise, dass die Namen der Ortschaften praktisch schon ein ganzes Jahrtausend existieren. Roswitha Aigner wiederum wird auf die Waldzeller in den nächsten Monaten zukommen, um sie selbst nach ihren Erinnerungen zu befragen. Die Ausstellung ist ein wichtiger Teil des Festprogramms zum Jubiläum der Pfarre. Ganz druckfrisch ist noch das Heimatbuch Waldzell, in das auch vieles von der Arbeit von Frau Burghart eingegangen ist.
Pfarrnotizen
Fatimafeiern Was Schardenberg für die Sauwaldregion ist, ist Waldzell für die Gegend südlich von Ried. In der warmen Jahreszeit wird monatlich zu den Fatimafeiern eingeladen.
Bildungswerk Das pfarrliche Bildungswerk eröffnet das Arbeitsjahr mit der „Waldmesse“ im September. Das Waldzeller Bildungswerkes gilt als eines der aktivsten in der Diözese Linz.