Traun hat den gesellschaftlichen Umbruch der letzten Jahrzehnte voll mitbekommen. Vieles hat sich verändert. Das Leben der Stadtpfarre spiegelt die Vielfalt der hier wohnenden Menschen wider.
Im Zentrum Trauns blieb wenig beim Alten. Wohnhäuser wechselten die Besitzer, Geschäfte haben zugesperrt, viel Geld fließt in die Einkaufszentren am Stadtrand ab. Für die Pfarrgemeinde sind diese Fragen nicht Nebensache. Dank eines unverkrampften Verhältnisses zur Gemeindepolitik denken und planen auch Mitglieder des Pfarrgemeinderates bei Zukunftsfragen mit. Erstes Ziel: ein positives Miteinander schaffen. Pfarrer Franz Wild beschreibt die Pfarre als ein offenes Haus, das möglichst vielen Gruppen und Initiativen Platz bietet. Ein Beispiel der Offenheit ist das Pfarrcafé, das jeden Sonntag geöffnet hat und durchschnittlich von 70 bis 100 Leuten besucht wird. Den Erlös des Verkaufs von Getränken und kleinen Speisen geben die Verantwortlichen seit Jahren für Projekte in der Dritten Welt weiter. Auch für die Jugend steht ein eigenes Café im Pfarrzentrum als offener Treffpunkt zur Verfügung. Ein Schwerpunkt der pfarrlichen Jugendarbeit ist die Firmvorbereitung, die heuer von 24 Projektbegleiter/innen getragen wird.
Zur Pfarre gehören auch die 220 Bewohner/innen des Bezirksaltenheims, denen Pastoralassistentin Margret Egger viel seelsorgliche Zuwendung widmet. Im Bereich der Altenpastoral wird das Miteinander besonders deutlich: Die Senior/innen halten guten Kontakt zu Kindergartenkindern, Schulklassen, Erstkommuniongruppen und Firmlingen.
Steckbrief
Das Trauner Wappen erinnert mit dem Buchstaben „T“ an das einst bedeutende Geschlecht der Grafen Abensperg und Traun. Namensgebend für die Stadt ist der Fluss Traun, der hier wenige Kilometer vor seiner Mündung in die Donau eine ansehnliche Größe erreicht. Vor Jahrhunderten war Traun ein Fischerdorf. In den letzten 50 Jahren jedoch zog der Ort viele Zuwanderer an, vor allem solche aus anderen Landesteilen, die im Zentralraum Arbeit und Wohnung fanden. Das Trauner Gemeindegebiet umfasst drei katholische Pfarren (Stadtpfarre, St. Martin und Oedt-St. Josef) und eine evangelische Gemeinde. Zu der 1788 gegründeten Stadtpfarre zählen 8.500 Katholiken, insgesamt leben im Pfarrgebiet 12.500 Menschen. Die Stadtpfarrkirche im Trauner Zentrum (geweiht 1890) wurde an Stelle einer früheren Kirche im Stadtteil St. Dionysen errichtet. Derzeit arbeitet man an der Revitalisierung und Neugestaltung der alten Schlosskapelle.
Es geht nicht um eine heimelige Atmosphäre
Notizen aus der Heimatpfarre des Landeshauptmanns - Offenheit, Vielfalt und Miteinander sind Werte, die dem Trauner Stadtpfarrer Wild und den Verantwortlichen der Pfarre besonders am Herzen liegen. Immer wieder tauchen diese Stichworte im Gespräch auf. „Wir sind nicht dazu da, dass wir uns in den vier Wänden unserer Pfarre eine möglichst heimelige Atmosphäre schaffen“, betont der Pfarrer.
- Als ein Beispiel gelungenen Miteinanders wird der gemeinsam mit der Stadtgemeinde errichtete Kindergarten angeführt, in dem unter einem Dach sowohl Pfarre als auch Gemeinde Kindergartengruppen führen. In bestem Einvernehmen übrigens.
- Als ein Aufbruch zum Miteinander ist auch der kürzlich durchgeführte Workshop-Nachmittag der Kath. Jungschar zu bewerten, der gemeinsam mit dem Türkisch-Österreichischen Integrationszentrum gestaltet wurde.
- Besonders deutlich wird das Miteinander, wenn es um die ältere Generation geht. Selbsthilfegruppen für Pflegende Angehörige oder trauernde Menschen werden angeboten. Das Bezirksaltenheim und das Genesungsheim für Alkohol- und Medikamentenabhängige werden stets berücksichtigt.
- Das Pfarrbüro, das von Pfarrsekretär Johann Kurbatfinski geleitet wird, ist nicht selten Anlaufstelle für alltägliche soziale Nöte. Gut, dass er auf das pfarrliche Möbellager verweisen kann, aus dem Einrichtungsgegenstände an Bedürftige abgegeben werden.
- Einmal im Jahr lässt eine ca. 50-köpfige Gruppe die Heimatpfarre weit hinter sich und begibt sich auf Fußwallfahrt. Heuer führt der Weg Mitte August zum „Kripperl der Steiermark“ in der alten Wallfahrtskirche Pürgg.
- Die Stadtpfarre Traun hat mit Josef Pühringer ein sehr bekanntes „Pfarrkind“. Hier, wo er einst Religion unterrichtet hat und dem Kirchenchor als Obmann vorgestanden ist, blieb der Landeshauptmann der „Sepp“. Wenn er zu Hause ist, feiert er die Sonntagsmesse mit und geht nachher gern ins Pfarrcafé.
Pfarrsplitter
Seniorenrunde
Seit zwanzig Jahren treffen sich Seniorinnen und Senioren vierzehntäglich in der Pfarre. Die derzeit 16 Personen haben ein Gesamtalter von 1302 Jahren. Zu Gespräch und Ideenaustausch, vor allem aber zum Handarbeiten werden die Treffen genutzt. So haben die Mitglieder der Runde bisher ca. 2800 Paar Babypatscherl gestrickt, die Täuflinge als Taufgeschenk erhielten. Andere Aktivitäten sind Palm-buschenbinden, Verkauf von Bastelarbeiten, Wallfahrten und die monatliche Seniorenmesse. Neuerdings kümmert sich eine SIMA-Gruppe um das geistig-körperliche Wohlbefinden der Senioren.
Aktive Frauen
Ein Schwerpunkt von Pastoralassistentin Irmgard Lehner ist die Begleitung der Frauengruppen in der Pfarre. Neben der klassischen Frauenbewegung gibt es eine „Junge Frauenrunde“ sowie eigene liturgische Angebote für Frauen. Wie fast überall wurde kürzlich der Familienfasttag von Frauen gestaltet. Mit einer Waage, die das Gleichgewicht hält – im Gegensatz zu den Ungleichheiten unserer Welt – wurde das Motiv des Familienfasttages in der Kirche präsentiert „Frauen trau’n sich was in Traun“, so Irmi Lehner. Dass das so ist, hat vielleicht auch damit zu tun, dass Stadtpfarrer Franz Wild Geistlicher Assistent der diözesanen Kath. Frauenbewegung ist.
Bibelfest mit Bazar von Jerusalem
Erster Schwerpunkt des derzeitigen „Jahres mit der Bibel“ war eine Bibelausstellung im vergangenen Herbst. Die Gestaltung des Fastentuchs (s. S. 28) orientierte sich an biblischen Motiven.Nächster Höhepunkt des Bibelschwerpunktes ist das Bibelfest am Samstag, 8. April, von 14 bis 19 Uhr im Pfarrheim. Ein Film-Café wird ebenso angeboten wie Workshops für Jung und Alt (vom meditativen Malen bis zu biblischen Rezepten).