Auferstanden ist unser Herr Jesus Christus! Durch die Katastrophe des Kreuzestodes hindurch ist er erhöht zur Rechten Gottes. Der Apostel Paulus fordert in der 2. Lesung seine Adressaten auf, diese Wirklichkeit immer im Blick zu haben. Das neue Leben hat für die, die zu Christus gehören, zwar schon begonnen, es ist aber noch verborgen. Es kann nur im Glauben voll erfasst werden.
Ein wunderbarer Ausdruck dieses Auferstehungsglaubens ist für mich ein mittelalterliches Kleinod: Bei der Restaurierung eines gotischen Kruzifixes machte man eine sensationelle Entdeckung: Im Hinterkopf der hölzernen Figur des Gekreuzigten war ein Hohlraum. Darin fand man einen kleinen Reliquienbehälter in Form eines Schmetterlings. Auf den ausgebreiteten Schmetterlingsflügeln befindet sich eine Emailarbeit, die die Kreuzigung Christi darstellt.Faszinierend daran ist das Ineinander von Todesdarstellung und dem Gedanken der Verwandlung vom Tod zum Leben (Schmetterlingsgestalt). Der Schmetterling kann seine Pracht erst entfalten, wenn die Raupe sich verpuppt, erstarrt, abstirbt. Aus ihr heraus entsteht der prächtige Schmetterling. Christus, der die Erfahrung der Dunkelheit gemacht hat bis hin zum gewaltsamen Tod am Kreuz, durchbricht die Grenzen des Todes und wird von Gott zu neuem Leben erweckt.
Es war noch dunkel, als Maria von Magdala frühmorgens zum Grab ging, betont das Johan-nesevangelium. Dieser Unterschied gegenüber dem Markusevangelium („als eben die Sonne aufging“) meint über die Zeitangabe hinaus die Dunkelheit derer, die noch nicht an Christus glauben. Johannes setzt noch weitere theologische Akzente: Maria geht allein zum Grab. Repräsentiert sie hier nicht alle Menschen auf dem Weg zum Glauben an die Auferstehung Jesu? Schrittweise, nicht urplötzlich, erschließt sich ihr das Geheimnis der Auferstehung. Zuerst sieht sie nur das geöffnete Grab, dann merkt sie, dass der Leichnam nicht mehr da ist. Noch kein Gedanke an das übernatürliche Geschehen! Sie glaubt, man hat den Leichnam weggetragen und informiert die Jünger. Auch die Erscheinung der Engel genügt noch nicht, um zum Glauben zu kommen. Die Dramatik steigert sich: Wie Jesus vor ihr steht, erkennt sie ihn nicht. Der Auferstandene selbst vollführt das Entscheidende: Er, der die Seinen beim Namen kennt, spricht Maria an. Sie kehrt sich ihm zu. Sie vollzieht eine Bekehrung zu demjenigen, dem ihre ganze sehnsüchtige Suche gilt. Und sie erkennt den Herrn. Was für eine lebendig machende Begegnung!