Ängste gehören zum Menschsein. Kein Mensch kann ganz ohne Angst leben. Es hängt mit der Geschichte der/des Einzelnen ab, ob wir mehr oder weniger Ängste haben. Ängste können uns das Leben schwer, ja unerträglich machen. Wie gehen wir mit unseren Ängsten um, die kommen, ob wir wollen oder nicht? Wie reagieren wir in Situationen der Angst und der Bedrohung? Das Evangelium dieses Sonntags beschäftigt sich mit dieser Frage.
Jesus und die Jünger fahren am Abend mit dem Boot ans andere Ufer des Sees Gennesaret. „Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm“ auf dem See, wörtlich „auf dem Meer“. Das Meer war für den Menschen der damaligen Zeit der Ort der Dämonen, das Chaotische, Unbegrenzte, die Grenze zwischen Leben und Tod. All das, was dem Menschen Angst macht, was ihn bedroht, die dunklen Seiten des Lebens … wird mit dem Bild des Meeres ausgedrückt. Auch bei uns klingt das noch an, wenn wir sagen „das Wasser geht mir bis zum Hals, er kann sich nicht über Wasser halten, sie geht in ihren Sorgen unter, ich habe keinen Boden unter den Füßen …“
Im Evangelium hören wir, dass sich das Boot mit Wasser zu füllen beginnt. Die Jünger, erfahrene Fischer, eigentlich vertraut mit dieser Situation, haben große Angst unterzugehen. „Jesus aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief.“ Wie konnte Jesus mitten im Sturm schlafen? Der Schlaf Jesu zeugt von großem Vertrauen, Vertrauen auf Gott, Vertrauen auch zu seinen Jüngern. Jesus vertraut sich ihnen an. Er überlässt ihnen die Ruder. Er traut es ihnen zu, mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Die Jünger aber wecken Jesus auf. Er sagt drei Worte: „schweig, sei still!“, und alles kommt wieder zur Ruhe. Diese tiefe innere Ruhe Jesu kommt aus seinem Vertrauen auf Gott. Er ist so sehr in Gott verankert, dass ihn nichts aus dieser Ruhe bringen kann. Sein Vertrauen, seine Ruhe wirken sich auch auf die chaotischen Mächte aus. „Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein.“
Jesus, dem „Wind und Meer gehorchen“, sagt auch zu unseren Sorgen und Ängsten, zu all dem, was uns aufwühlt, was uns zu überfluten droht: „Schweigt, seid still!“ Es tut gut, dieses Bild auf sich und in sich wirken zu lassen. Ich hoffe und wünsche, dass die angstmachenden Bilder unseres Lebens immer mehr abgelöst werden durch solch heilsame Bilder aus dem Evangelium. Gott verspricht uns nicht die Bewahrung vor den Stürmen des Lebens, er ist so nicht verfügbar, wie wir es gerne haben möchten. Aber er lädt uns ein, aus dem Geheimnis seiner Begleitung zu leben. „Warum habt ihr solche Angst?“