Christa Kummer: Meine Vision des neuen Jahrtausends
Ausgabe: 2001/03, Christa Kummer
16.01.2001 - Christa Kummer
Als ORF-Wetterredakteurin ist Christa Kummer bemüht, das Wetter vorherzusagen. Als Christin träumt sie von einer Kirche, die auf die Menschen zugeht.
„Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ (Gen 1, 28 ff) Was hat der Mensch aus dem gemacht? Wie sieht unsere Natur aus? Das „Seufzen der Schöpfung“ könnte die kurze, aber doch nicht befriedigende Antwort sein. Die Regenwälder schrumpfen von Minute zu Minute. Die Luft in und mit der wir leben wird immer schlechter. Die Nahrungsmittel sind „genmanipuliert“ und dann noch die „moderne Seuche“ BSE.Und die sakrale Seite unserer Gesellschaft? Jede dritte Ehe wird geschieden, Kirchenaustritte häufen sich, und als bekennender Katholik wird man sehr oft nur noch belächelt.Die Vergangenheit hat für die Zukunft also nicht nur Gutes hervorgebracht – aber nun darf ich träumen.
Weichen stellen
Ich wünsche mir eine Kirche, die auf den Menschen zugeht. Eine Kirche, die Hindernisse überwindet und Türen und Tore für alle offen hält. In der Geschiedene wiederverheiratete und andere „Randgruppen“ als gleichwertige Christen angesehen werden (beim Zahlen der Kirchensteuer sind sie ja auch gleichberechtigt!). Ich träume, dass es in der Kirche keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt, denn vor Gott sind wir doch auch alle gleich. Vielleicht werde ich eines Tages wach und der Traum ist Wirklichkeit geworden – unsere gute Mutter Kirche stellt die Weichen für ein neues Jahrtausend. Möge sie jedoch eines bleiben: Ort der Stille, Ort der Zuflucht und Ort für alle Hilfesuchenden.
Spott wegstecken
Der Glaube soll nichts Lächerliches sein – ganz im Gegenteil: der Glaube wird immer etwas bleiben, das man dem Menschen nicht nehmen kann. So hoffnungslos kann keine Situation sein, dass sie nicht mit und durch einen tiefen Glauben zum Positiven gewendet werden kann. Deshalb wünsche ich jedem Gläubigen, den Spott der Gesellschaft weg zu stecken, denn tief im Inneren glaubt doch jeder. Nur es besitzt nicht jeder die innere Stärke auch dazu zu stehen. Wie ja bekannt ist, hatten auch die Apostel so ihre Probleme – wir sind halt nur Menschen. In meinem Traum hoffe ich zutiefst, dass wir das Menschsein nicht verlernen. Gefühle und Emotionen kann man von einem Computer nicht erwarten. Doch Wissenschaft und Technik werden in Zukunft auch das noch hinbekommen. Aber diese Maschinen werden nie „menscheln“ und das sollten wir in unserem Denken und Tun nie vergessen. Auch wenn die Wissenschaft oft über ihre Grenzen zu gehen scheint.
Träume verwirklichen
Für die Jungen erträume ich mir, dass sie wieder ein Gottes-oder Glaubensbewusstsein entwickeln. Streitgespräche über religiöse Themen können da sehr befruchtend wirken. Auch die Eltern sollten mitwirken, denn religiöses Bewusstsein muss man erleben lernen – man bekommt den Glauben nicht in die Wiege gelegt. Tradition, Geschichte und Geschichten können auch Religion spannend machen und so tragen wir alle Verantwortung für unsere Jugend. Religion als Zwangsbeglückung scheint uncool. Doch das selbständige Erfahren kann den Glauben für unseren Nachwuchs spannend und erforschenswert machen.Träume, die keine Träume sein müssten – wenn wir alle dazu beitragen, dass das Leben lebens- und liebenswert ist. Wir haben nur dieses eine Leben von Gott geschenkt bekommen. Ein Geschenk, das es wert ist, angenommen und gelebt zu werden, egal welches Schicksal uns erwartet.Mit den Worten des Franz von Assisi wünsche ich allen die Erfüllung ihrer Träume.
Ich wüsche dir, dass du liebst, wo man hasst, dass du verzeihst, wo man beleidigt, dass du verbindest, wo Streit ist, dass du die Wahrheit sagst, wo Irrtum ist, dass du Glauben bringst, wo Zweifel droht, dass du Hoffnung weckst, wo Verzweiflung quält, dass du ein Licht anzündest, wo Finsternis regiert, dass du Freude bringst, wo Kummer wohnt.