Nach der Messe in das Pfarrheim: Liturgie und geselliges Beisammensein sind die Eckpunkte, um die sich in der Pfarre St. Markus vieles dreht.
Während Trendforscher den Rückzug des Einzelnen ins Private, ins häusliche Wohnzimmer feststellen, lässt sich in der Pfarre St. Markus Folgendes beobachten: Hier zieht man sich nach der sonntäglichen Feier der Liturgie gerne ins Pfarrbuffet zurück, um gemeinsam zu essen und gemütlich beisammenzusitzen. „Kirche erleben wir hier als einen Ort der Beheimatung“, erklären die pfarrlichen Mitarbeiter/innen im Gespräch. Für weltliche und liturgische Feiern – über beiden steht die gemeinsame Klammer der christlichen „communio“ – nimmt sich die Pfarre viel Zeit. „Die Liturgie wird wichtig genommen. Am Freitag um 16 Uhr sind vom Vorbereitungsteam alle Texte für die sonntägliche Liturgie ausgewählt.“, berichtet Pastoralassistent Matthias List. Der junge Theologe schätzt besonders, dass bei der Sonntagsfeier Neues ausprobiert werden darf und die Leute mitmachen. Zwei Wortgottesdienst-Leiterinnen – Andrea Gschwendtner und Gertrud Hamader – sorgen zusätzlich dafür, dass neue Gottesdienstformen für Besucher/innen der Sonntagsmessen nichts Ungewöhnliches sind.
Der Dienstag ist in St. Markus „Vespertag“, die Vesper wird vom „Vesperkreis“ gestaltet. Und wenn wir einen Wochentag weitergehen, dann trifft man in der Pfarre jeden Mittwoch ab 19. 30 Uhr die jungen Leute vom „Jugendclub“. Chris-toph Riederich ist seit fünf Jahren Jugendleiter und im PGR. Zum Spannungsfeld „Alt – Jung“ befragt, meint er: „Natürlich gibt es ein „Aneinander-Reiben“. Aber wir können uns hier sehr glücklich schätzen, dass wir so viel Narrenfreiheit haben. Die Toleranzgrenze ist schon sehr groß.“ Geplant ist heuer eine neue Jugendgruppe mit den Firmlingen aufzubauen. Hin und wieder soll es auch ein „Festl“ geben, an die 40 Jugendliche sind dann live dabei. Dass der Jugend-club früher wilde Zeiten erlebt hat, daran erinnern sich so manche, die im Pfarrgebiet wohnen. Aber das ist Vergangenheit. In diesem Jahr stehen u. a. Jugendmessen, Kino, Bowling und die alljährliche Nachtwache am Gründonnerstag am Programm der Pfarrjugend.
Steckbrief:
1941 errichtete die Stadtpfarrkirche Urfahr in Gründberg eine Kaplanei. Diese gliederte man 1944 in die damalige Expositur Linz-Christkönig ein. 1975 erhielten Architekten den Auftrag, ein Raumkon-zept für die neue Pfarre in Gründberg zu entwerfen. Im November 1979 rückten die Bagger an: Die Pfarre St. Markus sollte vor dem Nadelöhr Haselgraben, am Fuße des Gründbergs, entstehen. Johann Maislinger, der seit 1986 Pfarrer von Linz-St.Markus ist, war von Beginn an dabei. Am 22. Juni 1980 wurde der Grundstein gelegt, das Kirchweihfest war am 29. November 1981.
Am 1. Jänner 1983 erhob Bischof M. Aichern die Pfarre St. Markus zur selbstständigen Expositur, aber erst 1986 wurde St. Markus eine eigene Pfarre. Heuer feiert die Pfarre ihr Jubiläum „20 Jahre Kircheweihe“. Im Pfarrgebiet wohnen 6200 Personen, darunter 4200 Katholik/innen. Davon sind ca. 250 pfarrlich engagiert. Past.-Ass: Mag. Matthias ListPfarrsekretärin: Elvira WastlerMesnerin: Mag. G. Hamader
Pfarrbuffet: Sonntags wird fleißig „geknödelt“
Der Fachausschuss Feste & Veranstaltungen hat 25 freie Mitarbeiter/innen und sorgt für das leibliche Wohl der Pfarre. Beim Bratwürstel-, Knödel-, Suppen- und Italienischen Sonntag und bei der Organisation des Pfarrfaschings, bei der Christbaumbeleuchtung und dem Birkenschneiden für Fronleichnam ... werden die Dienste des Fachausschusses dringend benötigt. Herta und Hermann Koch sind, was ihr Name sagt: Sie bekochen die Pfarre – und das schon seit 20 Jahren. Der Erlös aus den Einnahmen des Fachausschusses kommt der Pfarre zugute. Kaffee und Süßes von „Transfair“ werden beim EZA-Markt verkauft. „Die Märkte kommen gut an“, berichtet Rosi Woisetschläger vom Arbeitskreis „Eine Welt“.
Pfarrsplitter:
Erstkommunion: Ein detailliertes, ansprechendes Erstkommunion-Konzept wurde erarbeitet (Adventkranzbinden mit Eltern und Kindern, Emmausgang, Fest der Tauferneuerung).
Die Jungschar ist in drei Gruppen mit insgesamt 20 Kindern organisiert. Besondere Aktionen: Jungscharlager, Übernachten im Pfarrheim!
Seniorenrunde: Margarete Kapeller leitet seit 15 Jahren die Seniorenrunde, sie zählt 30 bis 40 Besucher/innen bei den monatlichen Treffen.
Wohnviertelapostolat: Die Pfarrblattausträger/innen haben über 200.000 Pfarrblätter ausgetragen, 52 Wohnviertelhelfer helfen mit bei Sammlungen.
Krankenkommunion: wird sonntäglich von Kommunionhelfern und Mesnerin G. Hamader ins Haus gebracht.
Kunst in der Pfarre
Alles aus einer Hand
„Das ist die einzige Kirche Österreichs, bei der alles von einem Künstler gestaltet wurde“, erklärt Pfarrer Maislinger beim Gang durch die Kirche nicht ohne Stolz. Die Glasfenster, die Wochentagskapelle, die Orgelbemalung, der Wandteppich, die Messkleider ... hat der Künstler Erich Wulz entworfen. Erich Wulz über dieses Auftragswerk in St. Markus: „Es war der Wunsch der Auftraggeber, in dieser Kirche ... Darstellungen zu zeigen, Bilder, die allen verständlich sind, eine Wiederaufname der ,biblia pauperum’ für uns Arme im Geiste. Aber die Bilder mit ihren Mängeln können erst dann wertvoll werden, wenn sie durch das Gebet der Besucher dieser Kirche ... ihre Weihe und Gültigkeit erfahren.“ Pfarrer KonsR Maislinger ist über die Begegnung mit Künstlern zur Kunst gekommen: „Und über die Kunst lernt man neue Künstler kennen.“
Prominente Trauung
In der bunt gestalteten Pfarr-ausstellung ist ein Foto zu sehen, das Pfarrer Maislinger mit dem umstrittenen Künstler Hermann Nitsch zeigt – aufgenommen am Tag der Hochzeit von Rita und Hermann Nitsch (1988): Pfarrer Maislinger war der Trauungspriester dieses Paares. Nitsch hatte vorher große Probleme, einen Trauungspriester in seiner Heimatpfarre zu finden, so wandte er sich schließlich an den als Kunstfreund bekannten Pfarrer von St. Markus. Obwohl ein „Wiener Kirchenrechtler“ die Trauung verhindern wollte und auch in der Diözese Linz der Widerstand gegen Nitsch großwar, erklärte sich Pfarrer Maislinger damals bereit, die Trauungszeremonie in Maria Brünnl zu leiten. Zur Trauung wurde von kirchlicher Seite ein Beobachter geschickt. „Seit der Trauung verbindet uns eine Lebens-freundschaft“, erzählt Pfarrer Maislinger.