Dr. Johannes Ebner, Direktor des Diözesanarchivs (links im Bild) und Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Reisinger organisieren am 1. und 2. Mai 2003 das Symposion "Der heilige Florian. Tradition und Botschaft".
Vom Beschützer der Grenze zum Patron gegen Feuers-brünste: Wie sich die „Zuständigkeiten“ des heiligen Florian gewandelt haben, zeichnete Univ.-Prof DDr. Karl Rehberger beim Florian-Symposion in Enns nach.
In einer Grenzstadt des römischen Reiches – in Lauriacum – hat Florian im Jahr 304 den Tod gefunden. So ist es nicht verwunderlich, dass Florian in den ältesten Überlieferungen zum Patron des Grenzschutzes wird. Im Mittelalter rufen ihn die Gläubigen aber vor allem als Helfer um einen guten Tod an. In diesem Zusammenhang kommt bereits das Motiv des Feuers vor, erklärt Prof. Karl Rehberger, Chorherr im Stift St. Florian. Die Menschen bitten, dass Florian die Flammen der Begierde in ihnen löschen möge und dass er sie vor dem Feuer des Jenseits bewahren soll. Ins Positive gewendet finden sich Formulierungen, in denen die Rede ist vom Feuer der Begeisterung, das den heiligen Florian erfüllt hat.
Um 1440 taucht plötzlich in den Schriften Florian als Feuerpatron auf. Für den Übergang von der gleichnishaften Bedeutung der Flammen zum tatsächlichen Feuer finden sich keine schlüssigen Erklärungen, so Rehberger. Noch dazu, wo das Motiv des Heiligen, der vor Bränden bewahren kann, in Italien, Bayern und Österreich gleichzeitig aufscheint. Die neue Zuständigkeit des Heiligen zeigt sich auch in den Darstellungen: Man drückt ihm ein Wasserschaff in die Hand. Um zu zeigen, dass Florian mit jeder – noch so großen – Feuersnot fertig wird, ist der Löscheimer im Verhältnis zur Größe der Person relativ klein dargestellt, macht Rehberger aufmerksam. Die Souveränität Florians wird noch dadurch unterstrichen, dass er im Herzogsgewand oder als Offizier dargestellt wird. Rehberger weist auch auf die Wandlung des römischen Zivilbeamten Florian zu einem Heerführer hin: „Ein römischer Legionär mit Schwert, Fahne und Helm bietet für Künstler mehr Gestaltungsmöglichkeiten als ein Beamter.“ Dass man Florian in der Kunst immer neu einkleidet, Ausdruck seiner großen Volksverbundeheit, so Rehberger.
Eng verbunden mit Florian als Feuerpatron ist die Pervertierung seiner Schutzfunktion im „Florianiprinzip“. Der Florianer Stiftsdechant Univ.-Prof Dr. Ferdinand Reisinger erläuterte bei der Eröffnung des Symposions den Ursprung des „Floriani-Prinzips“. Bei den jährlichen Wallfahrten nach Salzburg hatten die Pinzgauer als Gruppe, die am längsten unterwegs war, beim Pilgergottesdienst im Dom Privilegien. Das ärgerte die Bewohner Salzburgs so sehr, dass sie ein Spottlied über die Pinzgauer dichteten. Eine dieser Strophen legt den Pinzgauern in den Mund: „Heiliger Florian, du Wasserkübelmann, verschon unsere Häuser, zündt andere an.“ Die Wallfahrt wurde 1789 abgeschafft, das Florianiprinzip lebt – nicht zur Freude der Feuerwehrleute – trotz allem weiter.
Die Vorträge des Florian-Symposions (mit historischem und pastoraltheologischem Schwerpunkt) werden im Herbst 2003 veröffentlicht. Die KIZ wird informieren.