Die Land- und Forstwirtschaft hat im 20. Jahrhundert starke Wandlungsschübe vollzogen. Technisierung und Ertragssteigerung gingen mit einem großen Wandel in der ländlichen Gesellschaft einher: von der Hausgemeinschaft mit dem Hausvater, den Familienangehörigen, den Knechten und Mägden bis zum Nebenerwerbsbauern. War die bäuerliche Bevölkerung zu Beginn des Jahrhunderts die Mehrheit auf dem Lande, so hat sie sich zu einer Minderheit entwickelt.
Die vier Autoren des Bandes umgehen jede Form verklärender Agrarromantik. Sie stützen sich auf wissenschaftliche Forschung und legen ein gesellschaftsgeschichtlich geprägtes Werk vor, das über das Land hinausblickt und die Stellung der Land- und Forstwirtschaft in der österreichischen Gesellschaft insgesamt betrachtet. Ernst Hanisch beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Politik und Landwirtschaft, Roman Sandgruber untersucht die wirtschaftlichen Aspekte, Ernst Bruckmüller legt den Wandel in der bäuerlichen Gesellschaft und in der Lebenswelt der Landbevölkerung dar, Norbert Weigl schließlich beschäftigt sich im Speziellen mit der Forstwirtschaft. Der gute Schreibstil der Autoren, insbesondere aber die vielen zitierten Quellen, welche die Landbevölkerung selbst zu Wort kommen lassen, machen den Band nicht nur zu einem wissenschaftlich fundierten Werk, sondern ermöglichen auch das Eintauchen des Lesers in das bäuerliche Milieu.
Bruckmüller/Hanisch/Sandgruber/Weigl: Geschichte der österreichischen Land- und Forstwirtschaft im 20. Jahrhundert. Band 1: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. Wien 2002. Preis: Euro 49,90