Rebekka bevorzugt Jakob und benachteiligt Esau. Sie entzweit die Brüder – mit weitreichenden Konsequenzen.
Für Isaak wird eine Frau gesucht. Der Diener findet sie in Nahor bei der Verwandtschaft Abrahams. Rebekka ist genau die Richtige. Sie stammt aus derselben Familie und erklärt sich sofort bereit, mitzukommen. Isaak und Rebekka begegnen einander am Brunnen der Hagar in der Wüste. Er führt sie in das Zelt seiner Mutter, das heißt, er nimmt sie zur Frau, gewinnt sie lieb und tröstet sich so über den Tod der Mutter hinweg.
Jakob wird besonders geliebt
Aber Rebekka ist „wurzelverstockt“ – so übersetzt es Martin Buber, also noch nicht ganz „losgelassen“ von dort, wo sie herkommt. Sie kann keine Kinder gebären, und erst als Isaak für seine Frau zu Gott fleht, wird sie schwanger. Die Schwangerschaft scheint nicht einfach zu sein und es kommen zwei Kinder zur Welt: Jakob und Esau.
Die beiden sind ein sehr ungleiches Brüderpaar. Esau ist der Erstgeborene der Zwillinge, an seiner Ferse hält sich Jakob fest. Einen von ihnen liebt die Mutter ganz besonders, den Kleineren, Jakob. Im Unterschied zu seinem Bruder, der ein Jäger wird und oft wochenlang unterwegs ist, ist Jakob lieber zuhause, was seine Mutter sehr schätzt. Nur eines stört sie von Anfang an. Was Esau im Recht für den Erstgeborenen und im Segen des Vaters ganz selbstverständlich zukommt, davon ist Jakob als der Zweite ausgeschlossen. Dieser Tradition der Bevorzugung des Ersten will Rebekka nicht zustimmen und sie versucht es mit einer List.
Als Isaak, der alte erblindete Vater, spürt, dass sein Sterben näher kommt, fordert er seinen Erstgeborenen auf, ein Wildbret zu jagen und für den Segen ein Mahl zu bereiten. Das hört auch Rebekka, und sie weiß sofort, was jetzt zu tun ist. Sie drängt Jakob dazu, an seines Bruders statt dem Vater eine Mahlzeit zu bringen und durch Täuschung so den Segen zu erhalten. Nach anfänglichen Zweifeln gehorcht Jakob und Isaak segnet ihn: „Gott gebe dir vom Tau des Himmels, vom Fett der Erde, viel Korn und Most. Dienen sollen dir die Völker, Stämme sich vor dir niederwerfen, Herr sollst du über deine Brüder sein. Die Söhne deiner Mutter sollen dir huldigen. Verflucht, wer dich verflucht. Gesegnet, wer dich segnet.“
Esau verzweifelt und hasst
Als Esau zurückkommt und gesegnet werden will, sind beide, Vater und Sohn schockiert. Esau bittet verzweifelt auch nur um einen einzigen Segen, aber der Vater hat alles Segnende bereits vergeben. Unbändig wird der Hass Esaus auf seinen Bruder. Vermutlich weiß Rebekka um ihre Schuld an dieser Situation. Esau zu benachteiligen und Jakob zu übervorteilen wirkt sich aus in der Beziehung der Kinder zueinander. So wie es aussieht, würden sie einander den Tod bringen. Rebekka schickt ihren Sohn dorthin, wo sie selbst herkommt und stellt ihn noch mehr in ihre Nachfolge und unter ihren Schutz. Jakob ist seiner Mutter sehr ähnlich und er ist einer, der im Lauf seines Lebens immer wieder Bestätigung braucht für die Richtigkeit seines Weges. Zuerst von seiner Mutter, dann von Gott, später von seinen Frauen. Erst als sein Bruder Esau ihm verzeiht, wird er sich seiner sicherer. Was Rebekka hier tut, geschieht im Leben tagtäglich. Durch Bevorzugung und Benachteiligung entzweit sie eine Geschwisterliebe, die von ihrem Wesen her sehr nahe zusammengehört. Viel zu selten ahnen Mütter, dass ihr Handeln Konsequenzen bis in die nächste Generation hat. Die Bibel macht uns mit diesem Beispiel eines deutlich: Die Gelassenheit und Großzügigkeit, mit der Gott uns Menschen liebt und in die Freiheit entlässt, ist Vorbild für Mutterliebe und Muttersegen.