2.400 Pfadfinder/innen bevölkerten von 5. bis 14. August das Atterseeufer
Ausgabe: 2003/34
19.08.2003 - Michael Lang
Das Motto des heurigen Pfadfinder-Sommerlagers lautete „Free Life“, und so genießen zur Zeit „Pfadis“ aus aller Herren Länder ein wirklich freies Leben in St. Georgen im Attergau. Ein Lager-Bericht:
„Hallo, Ihr kommt sicher unser Lager besuchen!“ So wird man schon auf dem Weg zum Lagerplatz begrüßt. Und nach einem kurzen Fußmarsch vom Parkplatz durch ein Waldstück kann man auch schon das Lager sehen. „Lager“ ist eigentlich eine Untertreibung. Hier entstand vergangenen Dienstag binnen weniger Stunden eine Zeltstadt mit 2.400 jugendlichen Bewohnern. Diese stammen vor allem aus Oberösterreich, aber viele Gruppen haben Pfadfinder aus anderen Ländern eingeladen, sowohl aus Staaten wie Italien oder Schweden als auch aus fernen Ländern wie Honduras, Japan oder Neuseeland.
Kontakte knüpfen
Natürlich werden auch eifrig Kontakte zwischen verschiedenen Gruppen geknüpft. Dabei entstehen oft Freundschaften, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen, etwa zwischen Pfadfindern aus China und Taiwan, also zwei verfeindeten Staaten. Was den Staatsmännern in etlichen Jahrzehnten nicht gelungen ist, schaffen diese jungen Menschen binnen Tagen bei Spielen und den allabendlichen Lagerfeuern. „Es ist einfach toll, wie viele Jugendliche aus verschiedenen Ländern hier sind“, meint etwa Ricardo aus Italien.
Es fehlt der Schlamm
Auch die Hitze und Trockenheit scheint niemandem hier wirklich etwas anzuhaben. Der einzige Wermutstropfen ist, dass das Schlammringen dieses Jahr mangels Schlamm ausfällt. Das soll aber nicht heißen, dass den Jugendlichen langweilig wird. Jeden Tag finden Programme und Spiele statt, und in der Freizeit stehen Klettertürme und Geschicklichkeitsspiele zur Verfügung. Dem 12-jährigen Florian gefällt das ganz besonders: „Klettern finde ich echt cool!“ Apropos „cool“: Wem so richtig heiß wird, der kann sich in einem Bach, der mitten durch das Lager fließt, abkühlen. „Wir brauchen kein Freibad, das hier ist viel besser!“, hört man von den „Wasserratten“.
Dass bei so viel Spaß auch kleinere Verletzungen nicht ausbleiben, ist selbstverständlich. Aber dafür gibt es eigene Erste-Hilfe-Stationen, wo sich Ärzte und Sanitäter um die kleinen Patienten kümmern. Diese haben aber gar nicht vor, lange umsorgt zu werden, denn schließlich gibt es noch so viel zu erleben. Denn auch der Lageralltag ist ein Abenteuer. Wann kann man schon Zuhause ein Schnitzel auf einer Feuerstelle kochen? Selbst gemacht schmeckt natürlich doppelt so gut wie daheim!
Überhaupt, ans Heimfahren will hier keiner denken. Doch schon bald wird die Zeltstadt wieder abgebaut und die „Pfadis“ treten etwas wehmütig ihre Heimreise an. Doch schon nächstes Jahr werden sie wieder für einige Tage ein freies Leben, ein „Free Life“, genießen können.
Lagersplitter
An einem Ort im Lagergeschenen lag das „Museum der Weltreligionen“. Symbole, Schriftstücke und Kultstätten von Religionen wurden in überdimensionalen Büchern erklärt und wichtige Persönlichkeiten vorgestellt, die durch ihren Glauben Kraft geschöpft und sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt haben. Der Bibelkuchen lud zum Kosten ein, Mandalas konnten bemalt und Bibelrätsel geknackt werden. Der „Ort mitten im Geschehen“, eine Rückzugsmöglichkeit zur Meditation.
‘ Auf eine spirituelle Großveranstaltung verzichtete die Lagerleitung, da in Gruppen ein intensiveres und altersgerechtes Feiern möglich ist. So konnten die Gruppen entscheiden, wie weit sie ihren Traditionen nachkommen oder etwas Neues ausprobieren wollten und jeder sein persönliches spirituelles Erlebnis genießen, von christlichen Messen, über Feiern anderer Religionen bis hin zur Meditation mit Musik.