Robert Heiss pilgert gerne ins Heilige Land. Dabei bekommt er immer wieder Anregungen für den Krippenbau.
„Wir bauen Dir eine Krippe!“ Mit diesem Versprechen hat sich vor einem Jahr Robert Heiss von seinem Freund P. Hartwig in Jerusalem verabschiedet. Kurz zuvor war am Ölberg in die Kapelle Dominus flevit – wo Jesus über die Stadt Jerusalem geweint hat – eingebrochen worden, wo P. Hartwig die Pilger betreut. Dabei war auch die Krippe aus der Heimat des Schwaben zerstört worden. „Bis zum Schluss konnte er es nicht glauben, dass wir wirklich eine Krippe aufstellen“, erzählt Robert Heiss freudig. Zurück in Telfs, fand der Obmann des Krippenvereins bald genügend helfende Hände unter den fast 200 Vereinsmitgliedern. Nach weiteren rund 150 Arbeitsstunden – „wir sind ja schon routiniert“ (Heiss) – war die Tiroler Krippe im orientalischen Stil fertig gestellt. Die Transportkosten übernahm Landeshauptmann Herwig van Staa und die israelische Botschaft half, die Einfuhr zu regeln.
Besonderes Erlebnis
Am 14. Oktober war es dann soweit: in der Kapelle mit dem weltberühmten Blick auf den Tempel von Jerusalem wurde die Weihnachtskrippe aus Telfs aufgestellt. „Das war ein ganz besonderes Erlebnis“, schildert Doris Stippler, Organisatorin der siebenköpfigen Pilgergruppe: Das Aufstellen des Krippenberges, das Platzieren jeder einzelnen Figur, die Messe mit Krippenweihe und die anschließende Feier unter den Bäumen mit der Aussicht auf die Altstadt von Jerusalem. „Vor allem aber die große Freude von Pater Hartwig über die Krippe“, ergänzt Robert Heiss: „Auch wir haben eine große Freude! Mit einer Krippe an einem Ort, der von so vielen Pilgern besucht wird, gewinnt man wieder neue Freunde“, freut sich Heiss schon auf das Echo, das die Krippe auslösen wird. Aber noch kommen kaum Pilger ins Heilige Land. „Heute kann man an jedem Ort in Ruhe verweilen. Das war früher nicht möglich“, erklärt Doris Stippler. „Doch das hat verheerende wirtschaftliche Folgen. Im Pilgerhaus in Betlehem waren wir die siebte Gruppe in diesem Jahr. Früher waren es mehrere Hundert. Unter meinen Freunden, Israelis wie Palästinensern, macht sich Resignation breit.“
Wunsch nach Frieden
Robert Heiss, der sich seit 22 Jahren dem Krippenbau widmet, verdankt seinen mittlerweile elf Pilgerfahrten viele Anregungen: „Wenn ich durch Betlehem gehe, Stiegen hinauf und Stiegen hinunter, die engen Gassen und die vielen Erker – diese Eindrücke lassen mich nicht mehr los.“ Aber auch die persönlichen Kontakte begleiten ihn. Dazu zählen die Kollegen, die Krippen aus Olivenholz fertigen. Sie besucht Heiss regelmäßig in Betlehem. „Jetzt können sie nichts verkaufen und sie haben kaum Geld, um ihre Familien zu ernähren.“ Das, so gesteht Robert Heiss, „geht mir beim Krippenbauen immer wieder durch den Kopf: Wie geht es wohl den Menschen in Betlehem? Dann bin ich mitten im Thema jeder Krippe – dem Wunsch nach Frieden.“