Primiziant, Pastoralassistentin und der Heilige Vater: Sie alle haben etwas gemeinsam � ihre Gewänder kommen aus dem Kloster Steinerkirchen. Heuer feiert dort die Paramentik ihr 30-jähriges Bestehen.
Grund genug dem klösterlichen Betrieb einen Besuch abzustatten. Seit vier Jahren leitet Sr. Marta Bayer die Paramentik. Paramentik umfasst nicht nur das Herstellen sakraler Gewänder, auch kunstvoll bestickte Altartücher, Fahnen und Baldachine zählen zu diesem selten gewordenen Kunsthandwerk. Der gute Ruf der Paramentik ist weit verbreitet: �Wir liefern bis nach Rom�, sagt Sr. Marta. Für alle Papstbesuche von Johannes Paul II. in Österreich hat die Werkstatt Teile der Ausstattung hergestellt.Paramentik im 21. Jahrhundert: Lässt sich trotz Kirchenaustritten und Priestermangel damit ein Betrieb führen? �Vom Priestermangel merken wir noch nichts. Von Wien bis München haben wir heuer 15 Primizianten ausgestattet�, erzählt Sr. Marta. In den letzten zwei Jahren ist der Bedarf nach Laiengewändern auffallend gestiegen � und das nicht nur in der Diözese Linz. �Die veränderte pastorale Situation macht sich auch in anderen Diözese bemerkbar�, meint die Benediktinerin.
Alles ist Handarbeit
Ihre Vorgängerin Sr. Imelda Ruf leistete vor mehr als 30 Jahren wertvolle Aufbau-Arbeit. Am 2. September 1974 hat sie die Paramentik offiziell als Gewerbe angemeldet. Von Anfang an haben die Benediktinerinnen auf Qualität geachtet. Damals wie heute gilt: Alles ist Handarbeit, jedes Teil eine Einzelanfertigung, es gibt keine Massenware. Von den anfänglich vier Mitarbeiterinnen hat sich der Betrieb mittlerweile auf 13 Angestellte vergrößert. Die Mitarbeiterinnen sorgen für die Herstellung und Restaurierung der wertvollen Kleider, Tücher, Mäntel. Neue sakrale Gewänder werden den Wünschen der Kunden entsprechend entworfen und hergestellt: figürlich oder abstrakt, in Batik-Technik oder gestickt � einfach oder farbenprächtig. Für einen Vespermantel sind bis zu 20 Stunden Näharbeit zu veranschlagen. 30 bis 40 Stunden wird für Batik-Gewänder, bis zu 100 Stunden für gestickte Kleider und Mäntel benötigt. Ein Messkleid mit Stola ist bereits ab 650 Euro zu haben. Bis auf �4.000 Euro kann der Preis klettern: Je ausgefallener der Entwurf, je kostbarer das Material, umso teurer das Gewand. 50 Messkleider und 240 Stolen sowie zahlreiche Vespermäntel und Tuniken werden jährlich verkauft. In Absprache mit dem Kunstreferat werden auch alte Stücke repariert bzw. restauriert. �Wir versuchen, den Stücken gerecht zu werden. Sie werden so hergerichtet, dass sie wieder verwendet werden können�, berichtet Mitarbeiterin Roswitha Strasser. In den Pfarren werde oft �ausgemistet�. �Da ist viel verloren gegangen. Wir sind froh, wenn bei uns nachgefragt wird�, wünscht sich Strasser einen sensibleren Umgang mit alten, kostbaren Materialien. Doch nicht nur Messkleider werden in Steinerkirchen entworfen und restauriert. Schließlich braucht auch der Nikolaus ab und zu einen neuen Mantel und die Sternsinger/innen wollen ihm in puncto Kleidung nicht nachstehen. Alle Teile dafür gibt es in Steinerkirchen � einzeln und als Gesamtpaket. Kein Wunder, dass Sr. Marta Bayer mit der Auslastung zufrieden ist. Wer hat schon einen Kundenstamm, der von Sternsingern und Nikoläusen bis zum Papst reicht �.?