Die Architektur der neuen Kirche in Presnace, unweit der bosnischen Stadt Banja Luka, erinnert an eine Taube. Die Taube ist in der Bibel ein Symbol des Friedens und des Heiligen Geistes. Beides können die Menschen im ehemaligen Yugoslawien auch zehn Jahre nach Kriegsende dringend gebrauchen.
An die zweitausend Menschen waren vergangenen Sonntag gekommen, um die Einweihung der wieder erbauten Diözesan-Wallfahrtskirche für Banja Luka zu feiern. Zu den Festgästen gehörten auch mehr als hundert Oberösterreicher/innen, unter anderem aus den Pfarren Rechberg, Steinerkirchen/Fischlham, St. Georgen/Gusen, Steyregg, Kirchdorf/Krems und Ohlsdorf. Seit Jahren haben sie den Bau des Gotteshauses unterstützt.
Eine Tragödie stand am Anfang. Unter großen Schwierigkeiten hatte Pfarrer Filip Lukenda in der kommunistischen Tito-Ära eine Kirche für die 2.500 Katholiken von Presnace errichtet. Vor zwanzig Jahren wurde das Gotteshaus der kleinen heiligen Theresa geweiht. Die Kirche zog viele Pilger an und entwickelte sich zu einem zentralen Wallfahrtsort der Diözese Banja Luka, bis der Bürgerkrieg dem Aufschwung ein Ende setzte: Am 12. Mai 1995 wurde die Kirche von serbischen Kämpfern gesprengt und Pfarrer Lukenda mit der Gemeindeschwester Cecilija im Pfarrhaus verbrannt. Derzeit leben ungefähr 200 Katholiken in Presnace.
Kleine Schar in großer Kirche. Der junge Pfarrer Zvonko Brezovski ließ sich aber nicht abhalten, das Gotteshaus wieder als Wallfahrtskirche für die Diözese aufzubauen. Nicht als Bollwerk gegen die serbische Mehrheitsbevölkerung, sondern als Ort des Gebets. „Bei der Einweihung ist sicher auch ein Stück Versöhnung mit der jüngsten tragischen Geschichte passiert“, meint Martin Nenning aus Rechberg: „Es waren Vertreter der serbischen Stadtverwaltung und der muslimischen Gemeinschaft bei der Feier anwesend.“ Und auch der Glockenturm der Kirche scheint sich zu einem Wahrzeichen des Ortes zu entwickeln, der als Aussichtsplattform von allen Volksgruppen gerne benutzt wird. „Nach dem Karfreitag des Kriegs erleben wir heute Auferstehung“, rief Bischof Franjo Komarica den begeisterten Gläubigen bei der Kirchweihe zu.