Nur wenige Minuten nachdem der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) vergangenen Freitag das Ergebnis der Stichwahl zur Bundespräsidentschaftswahl für nichtig erklärt hatte, tobte in den sozialen Netzwerken, in denen ich aktiv bin, ein Orkan aus wütenden Postings, Tweets und anderen Formen der Nachrichtenverbreitung. Auch ich musste erst einmal tief durchatmen um den in mir gärenden Frust im Keim zu ersticken. War doch diese Wahl für alle Beteiligten gewissermaßen anstrengend gewesen. Wochenlanger Wahlkampf dominierte nicht nur die Medien, sondern auch Gespräche mit Freunden und Verwandten. Selten habe ich einen Wahlkampf derart intensiv miterlebt und mitgelebt.
Jetzt, nach dem Entscheid des VfGH, wurden in meinem Umfeld die Stimmen laut, die meinten, sie würden die Wiederholung der Wahl sowieso boykottieren und auch ich sah mich dazu schon verleitet. Doch der Preis scheint mir dafür zu hoch zu sein. Nämlich der, mein Recht auf Mitbestimmung herzuschenken, das höchste Gut in einer Demokratie. Wozu solch ein Verlust führen kann, ist jeden Tag in den Medien zu sehen. Angst, Leid und Krieg.
Ich werde also wieder wählen gehen, aus Überzeugung.