„Wir durften erleben, dass in unserer Pfarre viel Neues aufgebrochen ist und viele neue Menschen den Weg zu uns gefunden haben.“ Solche Sätze in einer Pfarrbilanz machen neugierig.
Wenn man die „Apostelgeschichte“ des Pfarrgemeinderates von Herz Mariä in Bludenz liest, begegnet man einer geradezu ansteckenden Aufbruchsstimmung und Begeisterung – und gar kein Gejammere über leere Kirchenbänke, fehlende Jugend und die Mühen der Arbeit im Acker Gottes. Nein, der Text sei nicht an einem fröhlichen Faschingsabend entstanden, meint Eva Corn lachend. „Bevor wir unsere eigene Gemeinde-Erfahrung aufgeschrieben haben, befassten wir uns einen Abend lang sehr intensiv mit zwei Stellen aus der Apostelgeschichte, in denen es um die pfingstliche Begeisterung und die Mitarbeit in der Gemeinde geht. Und wir fragten uns: Was hat sich in unserer Pfarre in den vergangenen Jahren verändert? Und wo können wir darin das Wirken Gottes spüren?“ Als sie zu Beginn der Pfarrklausur dieses Vorgehen vorgeschlagen habe, gab es viele skeptische Blicke. „Am nächsten Tag aber sind wir alle sehr bereichert und motiviert heimgegangen“, erinnert sich Corn. „Im Alltagsgeschäft verliert man oft den Blick dafür, was in den vergangenen Jahren an Neuem gewachsen ist und wie Gottes Geist unsere Arbeit begleitet hat.“
Der Aufbruch. „Dass wir mit unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen immer nur die- selben und immer weniger Menschen erreichen, hat uns im Pfarrgemeinderat oft beschäftigt“, meint Eva Corn. Eine Tagung der Diözese zum Thema „Familien feiern Feste“ wurde zu einem wichtigen Anstoß. „Seit gut zwei Jahren versuchen wir sehr bewusst, die Feste des Kirchenjahres, aber auch die Erstkommunion- und Firmvorbereitung so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche den Glauben wirklich erleben können.“ Wallfahrten, der Besuch einer Hostienbäckerei, das gemeinsame Binden der Palmbuschen oder eine spezielle Aschermittwochfeier für Firmlinge sind Bausteine auf diesem Weg. „Es gibt heute eine große Sehnsucht nach Ritualen, die das Jahr oder das Leben begleiten. Gleichzeitig aber drohen die großen Schätze, die wir dazu in der Kirche haben, verloren zu gehen. Von meiner Firmgruppe wussten die meisten nicht, ob sie zu Hause einen Adventkranz haben.“ Über die bewusste Ansprache und Einbindung der Kinder wurden viele Eltern erreicht, die bis dahin kaum Kontakt zur Pfarre hatten. „Neue Türen sind aufgegangen, neue Menschen sind auf uns zugekommen und die Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen, ist gewachsen“, berichtet Corn. Als etwa die Eltern erlebt haben, mit welcher Begeisterung die Kinder ihren Palmbuschen binden, haben sich einige spontan bereit erklärt, diese Aktion weiterzuführen.
Das Ziel. In der Pfarre Herz Mariä gibt es viele Schritte, die Gemeinschaft zu fördern und das Pfarrhaus zu einem Ort zu machen, wo sich die Menschen wohl fühlen. Vom Frauenprojekt „Zeit für mich“ mit religiösen und kreativen Angeboten bis zum Pfarrfest und dem Zusammensein bei Brot, Wein und Saft auf dem Kirchenplatz an besonderen Feiertagen. „Unser Ziel ist es, dass wir Gemeinschaft bewusst leben, sodass in unserer Mitte Menschen etwas von der Liebe Gottes erfahren können. Und wir sind dankbar, dass wir mit der Hilfe Gottes in den vergangenen Jahren dabei ein gutes Stück vorangekommen sind. Diese neuen Aufbrüche motivieren viele im Pfarrgemeinderat und darüber hinaus, an diesem Weg weiter mitzubauen“, meint Corn.
Apostelgeschichte heute
Im Herbst 2006 wurden die Pfarrgemeinderäte in Österreich eingeladen, ihre Arbeit der vergangenen Jahre, ihre Zukunftspläne und Hoffnungen als eine Art aktuelle Fortschreibung der Apostelgeschichte zusammenzufassen. 650 Pfarren haben sich daran beteiligt. Ihre Texte werden am 7. Februar Papst Benedikt überreicht.
Wörtlich
Als sie das hörten (die große „Pfingstpredigt“ des Petrus), traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen: Kehrt um, und jeder lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen. Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denen in der Ferne, die der Herr unser Gott herbeirufen wird. - Diese (2, 37–42) und eine weitere (6, 1–4) Stelle aus der Apostelgeschichte wurden zum Auftakt der PGR-Klausur gelesen.