Für sie ist das „einer der Höhepunkte“ ihres Lebens. Isolde Natter ist eine von 25 Pfarrgemeinderäten, die diese Woche in Rom Papst Benedikt die „Apostelgeschichten“ aus dem Leben der Pfarren übergeben.
Hohenweiler mit seinen 1300 Einwohnern ist eine der kleineren Vorarlberger Pfarren, die keinen Priester mehr am Ort haben. „Aber so wie es jetzt ist, sind wir dankbar und zufrieden“, sagt die Obfrau des Pfarrgemeinderates Isolde Natter. Das war nicht immer so, kann man auch in der Hohenweiler „Apostelgeschichte“ nachlesen. Durch den raschen Wechsel von Priestern und den damit verbundenden Gruppenbildungen kam es zu einem Vertrauensverlust und zum Niedergang des Pfarrlebens. „Das Bewusstsein, dass wir als Christengemeinde zusammengehören und zusammenstehen müssen, wurde immer weniger“, meint Natter im Rückblick. Als die Gemeinde an einem Sonntag vor verschlossener Kirchentür stand, weil der Pfarrer über Nacht weggegangen ist, war das ein riesiger Schock. „Bei manchen“, so Natter, „löste das aber auch einen Prozess aus, sich für die Gemeinde mitverantwortlich zu fühlen.“ Und so wurden die vergangenen zehn Jahre zu Aufbaujahren. Die engagierten Mitglieder des Pfarrgemeinderates hatten nicht nur viele Ideen, sie waren auch bereit, sie umzusetzen. „Es war eine Freude zu sehen, wie das Leben – und damit auch das Vertrauen der Menschen – in die Pfarre zurückkehrten und das Pfarrhaus zu einem beliebten Treffpunkt wurde“, meint Natter und verweist auf eine lange Liste von Aktivitäten. „Der gemeinsame Glaube und eine gute Gemeinschaft können Berge versetzen.“
Dank und Sorge. Natürlich sei in einer Gemeinde ohne Pfarrer am Ort der Pfarrgemeinderat besonders gefordert sei, meint Natter. „Aber wir werden vom Hörbranzer Pfarrer Roland Trentinaglia, der nun auch für uns zuständig ist, sehr unterstützt und gefördert. Dankbar sind wir auch, dass der pensionierte Priester Othmar Siebhüter regelmäßig zu uns kommt, so dass wir fast jeden Sonntag eine Eucharistiefeier haben. Wortgottesdienste, etwa in der Urlaubszeit, werden von der Bevölkerung leider noch nicht gerne angenommen. Für das Leben in unserer Gemeinde ist es aber ganz wichtig, dass wir uns am Sonntag treffen“, ist Natter dankbar für die gegenwärtige Situation. Darin schwingt aber auch die Sorge mit, wie es sein wird, wenn die Priester weiter weniger werden. Sie merkt das auch, wenn die Leute mit ihren Sorgen und Anliegen zu ihr kommen. „Oft kann ich ja helfen, aber oft bräuchte es auch einen Priester.“
Zum Thema
656 Pfarren
Ein besonderes Geschenk erhielt Papst Benedikt bei der Generalaudienz am Mittwoch dieser Woche. Pfarrgemeinderäte aus allen österreichischen Diözesen überreichten ihm vier große Bände mit insgesamt 656 modernen „Apostelgeschichten“. Darin erzählen die Pfarren von ihrer Arbeit, ihrem Glauben, ihren Hoffnungen und Sorgen.
Kleine Dinge. „Sehr viel Arbeit geschieht durch die Pfarrgemeinderäte im Verborgenen, unspektakulär – aber mit großer Liebe und Ausdauer“, heißt es in der Tamsweger „Apostelgeschichte“. Und der PGR aus Kufstein schreibt: „Das Wirken des Pfarrgemeinderates als Apostelgeschichte zu erzählen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zu alltäglich erscheinen einem da die Probleme und Diskussionen. Es scheint schwer vorstellbar, dass Petrus sich über ausfallende Lautsprecher und Wettervorhersagen zu Fronleichnam Gedanken machen musste. Allzu leicht verliert man sich in Banalitäten – oder sind es gerade diese kleinen Dinge, die uns davon abhalten, zu abgehoben zu werden.“
Quellen.„Mit dem Sonntagsgottesdienst steht und fällt das religiöse Leben einer Pfarre. Deshalb waren wir bemüht, unsere Gottesdienste durch die Ausbildung und Mitwirkung von Kantoren, Lektoren, Schola, Ministranten u. a. festlich und lebendig zu gestalten.“ (Feldkirchen). „Die jungen Christen starten eine Gemeinschaft und festigen sie. Sie reden über ihren Glauben, beten, spielen und nennen es Klausur. Einer von ihnen, ein Priester, geht mit ihnen.“ (Klaus ). Für den PGR Trofiach (Stmk.) „ist und war das Pilgern zu verschiedenen heiligen Stätten, die den Menschen Kraft geben, ein Multiplikator der Begeisterung im pfarrlichen Leben“.
Dienst. Unter dem Stichwort Caritas schreibt die Wiener Pfarre St. Johannes: „Eine Familie aus dem Loch gezogen. Vier Obdachlose geholt, alle haben Wohnungen.“ „Die Besuche bei Alten und Kranken und das Trauercafé“ sind in Saalfelden „ständige Einrichtungen“.