Die Staaten sollen miteinander handeln, statt sich gegenseitig zu beschimpfen, meint Josef Riegler. Der ehemalige Vizekanzler und VP-Obmann engagiert sich seit 30 Jahren für eine „ökosoziale Marktwirtschaft“. „Die Saat beginnt aufzugehen“, ist Riegler überzeugt. Auf Einladung des „Netzwerkes von Christen zur Unterstützung der Global-Marshall-Plan-Initiative“ skizzierte Riegler am 19. September bei den Kreuzschwestern in Linz die Meilensteine auf dem Weg zu größerer Fairness für die Welt. Den Schlüssel zur Veränderung sieht er in einem neuen, globalen Bewusstsein, um die Welt herauszuführen aus der „Egoismusfalle“. „Ich glaube, dass die Hoffnung von unten kommt“, sagt er. Dabei war die ökosoziale Bewegung Mitte der 1990er-Jahre bereits totgesagt, als das neoliberale Wirtschaftssystem sich durchzusetzen begann – und die Weltwirtschaft 2008 im großen Bankencrash an den Rand des Zusammenbruchs führte.
Weltweite Partnerschaft
Dass sich Ende 2015 in Paris die Staatengemeinschaft auf einen Kurs in Richtung einer ökosozialen Marktwirtschaft verpflichtet hat, wertet Riegler äußerst positiv. Die Beendigung von Armut in allen Formen, vor allem des Hungers, sowie die Sicherstellung eines gesunden Lebens stehen an der Spitze des 17 Punkte-Programms. Am Ende steht die Stärkung einer globalen Partnerschaft.
Staaten sollen lenken
Eine der Hauptgefahren sieht Riegler im Rückfall in nationale Einzelinteressen, die zu neuen Konfrontationen und zu Kriegen führen. Papst Franziskus sieht Riegler als eine gewichtige Integrationsgestalt.
Die Staaten müssen das Heft wieder in die Hand nehmen, um einen entfesselten Kapitalismus in die Schranken zu weisen. An einer weltweit geltenden Finanztransaktionssteuer werde kein Weg vorbeiführen. Überhaupt müsse die „Eiterbeule der Steuerhinterziehung“ ernsthaft bekämpft werden. TTIP und CETA wertet Riegler äußerst kritisch, weil diese Abkommen nur einzelnen Staaten Vorteile verschaffen.
Der „Netzwerk der Christen“ verknüpft Wirtschaftspolitik und Ökologie mit Spiritualität. Josef Riegler war ihr Vorsitzender, am 19. September wurde der Wirtschaftsethiker Dr. Herbert Ritsch (Wien) zum Nachfolger gewählt.