Ich will die dieswöchige Kolumne mit zwei kleinen Selbstoffenbarungen beginnen. Erstens: Ich bin ziemlich kurzsichtig. Zweitens: Ich bin so eitel, dass ich fast nie meine Brille trage. Früher, als ich noch keine Kontaktlinsen hatte, war das überhaupt schwierig. Zum Beispiel beim Fußballspielen. Freund und Feind waren für mich kaum auseinanderzuhalten. Das hatte zur Folge, dass ich viele Solos probiert habe und meine Mitspieler nach dem Spiel eher keine Lobeshymnen auf mich singen wollten. Seit einigen Jahren aber trage ich Kontaktlinsen. Das hat etwa den entscheidenden Vorteil, dass ich weiß, wen ich auf der Straße zurückgrüße. Nur am Abend, wenn ich die Linsen rausnehme, bin ich wieder fast blind. Wenn mich meine Frau dann um ein Taschentuch bittet, kann es schon passieren, dass ich ihr ein Buch anbiete (was das für den Tastsinn bedeutet, will ich gar nicht wissen). Oder: Das Telefon wird zum Schlüssel (harmlos), das Messer zum Kugelschreiber (schmerzhaft). Die Ähnlichkeit ist aber auch wirklich verblüffend, wenn alles verschwommen ist. Einen großen Vorteil bringt mir meine Kurzsichtigkeit allerdings. Beim Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ bin ich einfach unschlagbar.j