„Christkindl“ mit seiner kleinen Jesusfigur aus Wachs steht mehr für Weihnachtsidylle als für Konflikte: Dass der Bau der Kirche aber ein Musterbeispiel für eine vorbildliche Streitkultur ist, zeigte Hochschulseelsorger Markus Schlagnitweit in der Predigt beim Festgottesdienst auf.
Mehrmals in der Woche ging Ferdinand Sertl, Betreuer der Feuerwache am Stadtpfarrturm Steyr, zu einem ausgehöhlten Baum, in den er eine kleine Christkindfigur aus Wachs gestellt hatte, um zu beten. Seine Heilung von Epilepsie um 1695 war der Ursprung der Wallfahrt zum „Christkindl“. Der damalige Diözesanbischof von Passau verbot aber dem zuständigen Abt Anselm Angerer von Garsten den Bau einer Kirche, bis schließlich 1708 doch die Erlaubnis dafür gegeben wurde. Die Grundsteinlegung wurde 1708 – sechs Jahre nach Baubeginn der Kirche nachgeholt. Hochschulseelsorger Markus Schlagnitweit griff den Konflikt in seiner Predigt auf und sagte: „Bedeutsam an der Entstehungsgeschichte der Wallfahrtskirche von Christkindl erscheint mir gerade, dass der Abt Anselm das Verbot der übergeordneten bischöflichen Behörde nicht einfach ignoriert und überhört hat. Nein, er hat es zur Kenntnis genommen, aber er hat es auch nicht einfach stumm und widerspruchslos befolgt, sondern er hat seinen Widerspruch aufrecht erhalten – solange, bis endlich auch weiter oben gehört wurde, was er selbst als handlungsleitend gehört und erkannt hatte. Das ist beispielhaft: (...) Es braucht echte Konfliktkultur in unserer Kirche. Nur so kann Kirche lebendig, heilvoll und am Weg bleiben als pilgerndes Gottesvolk.“
- Die gesamte Predigt ist ab 5. Juni 2008 auf der Homepage von Markus Schlagnitweit nachzulesen: www.schlagnitweit.at --> „Auf ein Wort“ --> „Predigtarchiv“ --> Seitenende: „Besondere Anlässe“